Schlichting, H. Joachim. In: Praxis der Naturwissenschaften- Physik 35/2 (1986) 21.
Spätestens seit dem man beginnt, an geeigneten Küstenabschnitten der Erde die Gezeiten (das pro Tag etwa zweimalige Auftreten von Ebbe und Flut) für die menschliche Energieversorgung zu nutzen ist klar geworden, daß die sich in den Gezeiten manifestierende Energie einem fast unerschöpflichen Reservoir entstammen muß: Wie man der Literatur entnehmen kann, entspricht den Gezeiten ein ständiger Energiestrom von 3 mal 10 hoch 12 Watt Das ist rein rechnerisch etwa das 8fache des Primärenergieverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland. Woher stammt diese Energie? Aus der Sicht des Gezeiten erzeugenden Mondes werden – grob gesprochen – auf der dem Mond zugewandten und abgewandten Seite ortsfeste Aufwulstungen hervorgerufen, unter denen sich die Erde mit einer Periode von einem Tag hinwegdreht. Dies ist natürlich nicht ohne Reibung möglich. Es drängt sich geradezu die Vorstellung auf, daß die Gezeitenwulste wie zwei riesige Bremsbacken die Erde zum Stillstand zu bringen trachten. Die Gezeitenenergie entstammt nach dieser Vorstellung der Rotationsenergie der Erde. Eine Abnahme dieser Energie müßte also in einer Verlängerung des (Erd-)Tages zu beobachten sein. In der Tat hat man festgestellt, daß der Tag vor 100 Jahren 0,00164 s länger war als heute. Wieviel Rotationsenergie hat die Erde in dieser Zeit verloren?
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Pingback: Der Mond bleibt uns stets zugewandt | Die Welt physikalisch gesehen - 11. März 2019