Blasenkammerspuren
Schwarz-Weiß-Zeichnung
nach Hermann Weyl
Spuren, die sich auflösen
in der Blasenkammer
und verschwinden, in meiner Hand,
in diesen endlosen Formeln,
die Sie kennen oder nicht kennen,
meine Herren, und die ich hier an die schwarze Wand zeichne
mit Kreide, mit Kreide, mit Kreide.
Aus: Hans Magnus Enzensberger: Die Elexiere der Wissenschaft, Seitenblicke in Poesie und Prosa; Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2002; S.: 101
Als ich mich während meines Physikstudiums in einem Praktikum wohl etwas dumm anstellte bei der Auswertung von Blasenkammeraufnahmen – es muss eine ähnliche wie in der Abbildung gewesen sein – herrschte mich der Praktikumsleiter an mit der Frage: „Sehen Sie denn das Lamda-Null-Teilchen nicht?!“ Dabei zeigte er just auf die Stelle, in der keine Spur zu sehen war.
Mir ist diese Episode, die mir einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise der Physik verschaffte, stets im Gedächtnis geblieben und hat dazu beigetragen, mich in der Folgezeit besonders für Visualisierungen des Nichtsichtbaren zu interessieren. Sehr viel später fand ich diese poetische Äußerung zu diesem Aspekt von Hans Magnus Enzensberger, die einen ganz anderen Blick auf die Teilchen erlauben, die die Welt zusammenhalten. Auch das eine Wahrheit!
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