Schlichting, H. Joachim. In: Spektrum der Wissenschaft 44/2 (2013), S. 54 – 55
Schaut man durch transparenten Kunststoff, können unerwartete Interferenzerscheinungen auftreten.
Woher stammen die farbigen Interferenzerscheinungen oberhalb und unterhalb des Sonnenreflexes auf dem Flugzeugtragflügel?
Herstellungsbedingte Dichteschwankungen im Kunststoff eines Flugzeugfensters wirken wie ein optisches Liniengitter. Fällt durch dieses Gitter ein Lichtbündel, wird es gebeugt, also – vereinfacht gesagt – in Teilstrahlen aufgespalten. Diese Strahlen erzeugen nicht nur ein Abbild des Originalreflexes,sondern überlagern sich auch zu Interferenzmustern an dessen beiden Seiten. Muster höherer Beugungsordnung erscheinen dabei schwächer.
… so will ich mich wenigstens bemühen
bei einer (Observation) aus meinem Fenster
den besten Gedanken zu haben.
Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)
http://www.spektrum.de/alias/schlichting/wie-vergitterte-fenster-die-welt-einfaerben/1178942
Schön! Diese Gitter im Kunststoff scheinen sehr fein und nicht zufällig zu sein, sondern wohl regelmässig?!
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Ja, das sich abwechselnde Gleiten und Stocken findet sich sehr schnell in einen regelmäßigen Rhythmus ein (Selbstorganisation), was sich dann in einer regelmäßigen Struktur abwechselnd dichter und weniger dichter Streifen niederschlägt. Diese wirken dann wie ein optisches Gitter.
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Da ist wieder das geheimnisvolle Wort „Selbstorganisation“. 🙂
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Ja, in diesem Fall besagt es nur, dass durch Rückkopplung zwischen Gleiten und Stocken eine Regelmäßigkeit entsteht: Die flüssige Plastikmasse kühlt sich an der Oberfläche ab, wird dickflüssiger und bremst den Strom. Die sich stauende Flüssigkeit rutscht bei einem bestimmten Wert unter der hart gewordenen Schicht hindurch, kommt danach wieder mit der kalten Oberfläche in Berührung, stockt und baut abermals eine Widerstandskraft auf…usw. Da die Flüssigkeit mit gleichbleibenden Druck in die Form gepresst wird, steuert das Fließen das Bremsen und dieses wirkt auf das Fließen zurück immer bei etwa denselben Werten, weil sich ein Zeitlang die Bedingungen nicht ändern. Das ist der Ursprung der Regelmäßigkeit.
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Danke, dass Du das nochmal im Deztail erklärst. Die Schönheit des Regelmässigen.
Mich „erinnert“ das auch wieder an die Kontinentalverschiebungen bzw. auch Vulkansausbrüchen.
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🙂
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