Foto: H. Joachim Schlichting
Dieses Foto wurde vor einigen Jahren in Paris durch eine Schaufensterscheibe hindurch gemacht, daher die – in diesem Fall – störenden Spiegelungen. Es zeigt einen „tailleur d’ivoire“, also einen Elfenbeinschnitzer bei der Arbeit. Er benutzt eine Schusterkugel in Kombination mit einer modernen Lampe.
Eine Schusterkugel ist eine mit Wasser gefüllte möglichst kugelförmige Flasche, die als Sammellinse das Licht in einem Brennpunkt sammelt. In Wirklichkeit ist der Brennpunkt aufgrund der sphärischen Aberration eher ein Brennfleck, was aber nicht stört, weil das Werkstück auch eine gewisse Ausdehnung hat. Der Name rührt daher, dass in früheren Zeiten, als das Licht diffuser Lichtquellen wie Öllampe und Kerze auf das Werkstück eines Schusters gerichtet wurde. Der Schuster oder ein anderer Handwerker konnte so ohne sich die Finger oder das Werkstück zu verbrennen in sicherer Distanz arbeiten.
Warum setzt der der Elfenbeinschnitzer die elektrische Lampe nicht direkt ein? Weil er so ähnlich wie in früheren Zeiten in bequemem Abstand von der Lampe das Licht auf sein Werkstück fokussieren kann. Natürlich hätte er auch eine moderne Lampe mit eingebauter Optik benutzen können, die dasselbe vielleicht noch besser leisten würde. Aber warum sollte man ohne Not eine alte in dem Beruf tradierte Beleuchtungstechnik aufgeben?
Auffällig ist außerdem, dass das Wasser in der Kugel blau gefärbt ist. Blaues Licht absorbiert Rotanteile. Dadurch wird die gelbe Farbe des Glühlichts mehr in Richtung weiß verschoben. Guter Trick!
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