Schlichting, H. Joachim. In: Praxis der Naturwissenschaften-Physik in der Schule 62/3 (2013), S. 13 – 21
Leonardo hat Naturwissenschaften und Malerei stets als zwei Seiten derselben Medaille angesehen. In seiner Malerei werden naturwissenschaftliche Ergebnisse zu einer möglichst naturgetreuen Beschreibung der Welt verwendet, wobei er „naturgetreu“ weit über das bloße optische Abbild hinaus dachte. Dadurch vermochte er grundverschiedene Aspekte der Realität so ins Bild zu setzen, dass das Dargestellte gewissermaßen beseelt und lebendig wirkte, so wie man es mit einer fotografischen Abbildung niemals hätte erreichen können.Umgekehrt wurde er in diesem künstlerischen Bemühen sensibilisiert und motiviert, die naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten zu erforschen, die der darzustellenden Realität zugrunde liegen. Dabei gelangte er zu Entdeckungen, die oft seiner Zeit weit voraus waren, obwohl er als Autodidakt über keine naturwissenschaftliche Ausbildung verfügte.Vielleicht war seine mangelnde Vorbildung sogar von Vorteil, weil er über das Bücherwissen, das die Naturwissenschaften zu seiner Zeit prägten, hinausgehen konnte. Seine naturwissenschaftlichen Beschreibungen sind daher auf erfrischende Weise frei von der Fachsprache der Disziplin und können in vielen Fällen auch heutigen Schülerinnen und Schülern besonders auf dem Gebiet der Alltagsphysik einen verständnisvollen und direkten Zugang zu einer naturwissenschaftlichen Betrachtung der Welt bieten.
PDF: Sonderdruck kann beim Autor angefordert werdern (schlichting@uni-muenster.de)
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