Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh Stille, Schnee und Winter kommt.
Theodor Fontane (1819 – 1998)
Der Herbst ist normalerweise als düstere Jahreszeit im Bewusstsein der Menschen. Grau wird als vorherrschende Farbe mit dem Herbst assoziiert. Aber damit tut man dieser Jahreszeit Unrecht. Der Herbst wartet zuweilen mit wahren Farbfesten auf, wenn die Sonne die Farbtöne der verfärbten Blätter zwischen gelb und rot zu intensivem Leuchten bringt. Es ist als hätte die Natur diese Farbenpracht eigens dazu geschaffen, um das düstere Image des Herbstes etwas zu erhellen.
Naturwissenschaftlich gesehen entziehen die sich für die Winterruhe vorbereitenden Bäume den Blättern wertvolle Nährstoffe, die vom Frost zerstört würden. Sie werden in den Ästen und im Stamm gespeichert und über den Winter ins nächste Frühjahr hinübergerettet. Bei dieser Prozedur gehen auch die Pigmente des grünen Farbstoffs Chlorophyll verloren.
Ohne das dominante Blattgrün kommen die übrigen Farbstoffe in den Blättern zur Geltung. Das sind vor allem Carotinoide, Gerbstoffe und Anthocyane. Die Carotinoide sind bereits im Blatt vorhanden und werden normalerweise nur vom Blattgrün überdeckt. Sie treten in dem Maße hervor, wie das Blattgrün verschwindet und färben beispielsweise Birkenblätter und Lärchenblatter gelb. Die Gerbstoffe sind für die Braunfärbung von Buchen und Eichen verantwortlich. Demgegenüber werden die Anthocyane bei manchen Bäumen neu gebildet um das Blatt solange vor Schädigungen durch das Sonnenlicht zu schützen, wie die Nährstoffe gesichert werden. Anthocyane rufen die Rotfärbung mancher Bäume, zum Beispiel beim Ahorn oder wilden Wein hervor.
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