Aber wie ich den Kopf über die Hecke der Elfen hinausstreckte und von der natürlichen Welt Kenntnis zu nehmen begann, da fiel mir etwas Außergewöhnliches auf: mir fiel auf, dass gelehrte Männer, mit Brillen, über die wirklichen Geschehnisse – über Morgendämmerung und Tod und so weiter – sprachen, als ob diese vernünftig und unvermeidlich wären. Sie sprachen, als ob die Tatsache, dass Bäume, Früchte hervorbringen, genau so notwendig wäre wie die Tatsache, daß es zwei Bäume und einer drei ausmachen. Aber dem ist nicht so. Das Märchenland erbringt den Beweis – es ist, wenn man will, der Beweis der Phantasie – dass ein enormer Unterschied besteht. Man kann sich nicht vorstellen, dass zwei und eins etwas anderes ergäbe als drei. Aber man kann sich ohne weiteres Bäume denken, die keine Früchte hervorbringen; man kann sich vorstellen, dass sie goldene Kerzenstöcke trügen oder Tiger, die mit ihren Schwänzen an ihnen hingen. Männer mit Brillen erwähnten oft einen Mann namens Newton, der von einem Apfel getroffen wurde. und ein Naturgesetz entdeckte. Aber sie waren nicht dazu zu bringen, den Unterschied zwischen einem wirklichen Gesetz, einem Gesetz der Vernunft und der einfachen Tatsache wahrzunehmen, dass Äpfel fallen. Wenn der Apfel Newtons Nase traf, so traf die Nase Newtons den Apfel. Das ist eine wirkliche Notwendigkeit: weil wir uns nicht vorstellen können, wie das eine ohne das andere vor sich gehen sollte. Aber wir können uns sehr gut vorstellen, dass der Apfel nicht auf seine Nase gefallen wäre; wir können uns ihn denken, wie er stürmisch die Luft durchflöge, um eine andere Nase zu treffen, gegen die er ein noch ausgesprocheneres Missfallen hegte. Wir haben in unsern Märchen immer scharf auf die Unterscheidung der Wissenschaft geistiger Beziehungen und der Wissenschaft physischer Tatsachen geachtet, in welch letzteren keine Gesetze walten, sondern lediglich schicksalhafte Wiederholungen. Wir glauben an physische Wunder, aber nicht an geistige Unmöglichkeiten. Wir glauben, dass eine Bohnenranke in den Himmel wuchs; aber das bringt unsere Überzeugungen bezüglich der philosophischen Frage, wie viele Bohnen fünf ausmachen, in keiner Weise in Verwirrung.
Chesterton; G.K.: Das Abenteuer des Glaubens. Christliches England. Olten: Schweiz 1947
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