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Marginalia

Physikalische Gedanken beim Osterfeuer

OsterfeuerIn den Abendstunden des Ostersonnabends oder –sonntags, in seltenen Fällen auch am Ostermontag brennen wieder die Osterfeuer und ziehen viele Menschen an, die sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollen.
Das offene Feuer ist weitgehend aus dem Alltag der Menschen verschwunden, die Faszination hat daher zugenommen. Osterfeuer sind eine Gelegenheit, das irritierend Anziehende und Abstoßende zugleich des Feuers vor dem Hintergrund des dunklen Nachthimmels zu erleben und auf sich wirken zu lassen: „Unter allen Phänomenen ist das Feuer wahrhaft das einzige, dem sich mit der gleichen Bestimmtheit die beiden entgegengesetzten Werte zusprechen lassen: das Gute und das Böse. Es erstrahlt im Paradies. Es brennt in der Hölle. Es ist Labsal und Qual. Es ist das Feuer des Herdes und der Brand der Apokalypse (Gaston Bachelard)“.
Die Menschen betrachten das Feuer aus sicherem Abstand, dafür sorgt das Feuer selbst. Denn zum einen streben die Flammen und brennenden Fragmente von den heißen Verbrennungsgasen mitgerissen mächtig nach oben. Sie scheinen der Schwerkraft zu trotzen und sind in ihrem Verhalten doch Ausdruck eben dieser Schwerkraft. Weil sie eine geringere Dichte haben als die kalte Umgebungsluft werden sie von dieser nach oben weggedrückt, wie die im Sektglas aufsteigenden Blasen. Zum andern erzwingt die starke Wärmestrahlung, die völlig unabhängig von Luftströmungen und Lufttemperatur vom Feuer in alle Richtungen geschickt wird, einen ziemlich großen Sicherheitsabstand. Und wenn man durch die Flamme und heiße Luft hindurch auf ferne Gegenstände blickt, so scheinen diese in verschwommenen Umrissen zu wabern, als wären sie unmittelbar vom Feuer betroffen. In diesem Phänomen kommt lediglich zum Ausdruck, dass die Dichte der räumlich und zeitlich uneinheitlich temperierten Luft entsprechenden Schwankungen unterworfen ist. Damit fluktuieren aber auch die optischen Eigenschaften der Luft. Das von Gegenständen hinter dem Feuer ausgehende Licht, durch das wir diese sehen, wird den Dichteschwankungen unterschiedlich gebrochen und abgelenkt, so dass uns Teile der Gegenstände verschoben und verschwommen vorkommen.

Die Farben der Flammen und der brennenden Teile loten vor allem Gelb- und Rottöne aus, aber an sehr heißen Stellen macht sich manchmal auch eine gewisse Blaufärbung bemerkbar. Die Farben sind Ausdruck der unterschiedlichen Temperaturen.

„Es ist zweifellos eines der größten Wunder der Natur, daß das gewaltigste Feuer in einem Augenblick durch den Zusammenprall der anscheinend kältesten Körper entfacht werden kann (Bachelard)“

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