„Im Winter bleibt der Wald wie angewurzelt stehen, könnte man sagen, wäre er nicht tatsächlich im Boden verwurzelt. Jede Unebenheit, jedes Relief, jedes Spinnenfädchen hat der Schnee sichtbar gemacht, jedes Ästchen ist weiß überstrichen, lauter winzige Kleinigkeiten sind zum Vorschein gekommen, die das Jahr über verborgen geblieben waren. Ein Baum ist nicht länger ein seitlich von ein paar Ästen verlängerter Stamm, sondern Hunderte zarter Gelenke und strichbreiter weißer, in den grauen Himmel gestickter Äderchen, überhaupt ist der ganze Wald in eine einzige feine Nadelarbeit verwandelt, ein sorgfältig angefertigtes, sauberes Häkeldeckchen, wie man sie sonst nur noch in Großmutters Wäscheschrank oder auf Flohmärkten findet“.
Weber, Anne: Besuch bei Zerberus; Suhrkamp Verlag, 2004
schön gesagt….wunderbar! Danke!
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