Ein Swimmingpool ist für zahlreiche Überraschungen gut. Sei es dass der in Wirklichkeit ebene Boden wie eine Berglandschaft aussieht, Kräuselungen auf der Wasseroberfläche ein Farbenspiel auf dem Boden entfachen oder der Stab des Reinigungsgeräts an der Grenzschicht zwischen Wasser und Luft nicht nur abgeknickt, sondern auch leicht gekrümmt erscheint. Eine weitere Überraschung durfte ich in einer Ferienanlage auf La Palma erleben: Ein großer ovaler Naturstein am Rande des Pools nimmt die Form eines Hutes an. Jemand sagt: Ein Südwester. Nun ist das Wort gefallen und gefällt. Der Stein schaut mit dem oberen Ende aus dem Wasser und just unterhalb der Grenze zwischen Luft und Wasser wird er breiter. Dass der Stein nicht so geformt ist, wie er aussieht, fällt mir erst dadurch auf, dass er immer nur am Wassersaum breiter wird, obwohl er jetzt ein größeres Stück aus dem Wasser herausragt.
Dadurch wird klar, dass die vermeintliche Hutform des Steins durch die Lichtbrechung zwischen Luft und Wasser hervorgebracht wird. Die unter dem Wasser befindlichen Gegenstände erscheinen je nach Blickwinkel mehr oder weniger stark geschrumpft. Das kennt man: „Badende, die im Wasser stehen, haben merkwürdig kurze Beine. Und das Schilf, wie es aus dem Wasser herauswächst, zeigt einen Knick, wo es keinen hat.“ (Martin Wagenschein). Der Knick im Stein wandert also mit dem Wasserstand auf und ab und lässt die steinerne Hutspitze kleiner und größer werden, ganz egal wie hart der Stein ist. Die Augen lassen sich also täuschen. Verlässlicher ist der Tastsinn und der bestätigt, dass der Stein oval ist und der Knick nur eine optische Täuschung ist.
- Wagenschein: Naturwissenschaftliche Bildung und Sprachverlust.
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