Was hier wie ein Kunstwerk aussieht ist nichts anderes als zwei Laternen im Dunkeln, die verwackelt aufgenommen wurden. Wenn man bei einer längeren Belichtungszeit die Kamera bewegt, zeichnen die Lichtquellen solange eine Lichtspur auf den Chip, wie der Kameraverschluss geöffnet ist. Die Lichtspur gibt die Bewegung der Kamera während der Aufnahme wieder. Sie beginnt mit den beiden benachbarten Lichtflecken der Lampen zweier Straßenlaternen unterschiedlicher Bauart. Man hat also alle (künstlerischen) Möglichkeiten des Zeichnens, jedenfalls im begrenzten Rahmen der Belichtungszeit.
Interessant ist noch ein weiteres Phänomen, das ohne diese Bewegung gar nicht zu sehen wäre. Die Lichtspuren der beiden Laternen sind in sich strukturiert und unterscheiden sich darin voneinander. Sie haben zum einen eine andere Farbe. Das gelbliche Licht stammt von einer Natriumdampflampe während das weiße Licht vermutlich in einer Quecksilberdampflampe mit weißer Beschichtung des Glaskörpers entsteht.
Des Weiteren sind die Lichtspuren periodisch. Helle und dunkle Bereiche wechseln in regelmäßigem Rhythmus. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Lampen mit einer Wechselspannung von 50 Hertz betrieben werden. Die Helligkeit des Lichts schwillt entsprechend auf und ab. Das ist so schnell, dass man meist nichts davon merkt. Bei manchen Lampen hat man jedoch den Eindruck, dass die Helligkeit schwankt und das Licht flimmert. Solche Lichtschwankungen können mit elektronischen Vorschaltgeräten unsichtbar gemacht werden, die die Betriebsfrequenz der Lampen erhöhen. Das scheint auch in unserem Foto der Fall zu sein. Die Lichtfrequenz der weißen Lampe ist deutlich größer als die der gelben. Auf diese Weise kann, was zunächst als abstrakte Kunst erschien zur spektroskopischen Analyse der Lampen genutzt werden.
Auch dem Flimmern von Sternen kann man mit dieser Verwackelungstechnik auf die Spur kommen. Hier geht es vor allem um den Wechsel von Farben.
Die elektrische Beleuchtung spiegelt von jeher mit einer gewissen Verzögerung auch den jeweiligen wissenschaftlichen und technologischen Stand. Sie sind daher geradezu Repräsentanten des Jahres des Lichts 2015.
hab moch schon immer gefragt, warum die Linien unterbrochen sind bei solchen Aufnahmen…jetzt weiß ichs…danke!
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Hat bei mir auch eine ganze Zeit gedauert bis ich darauf gekommen bin. Ausgangspunkt war die Idee, das Funkeln der Sterne durch „Verwackeln“ in seine Farben zu erlegen.
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