Am frühen Morgen in der Wüste am Meer. Alles ist neu, die menschlichen Spuren des Vortags sind verschwunden. Der Wind hat in der Nacht alles wieder glatt gefegt und sorgfältig in neue Falten gelegt. Barfuß über die Dünen stapfend lege ich die erste neue menschliche Spur des angehenden Tages. Auf der Leeseite der Düne komme ich nur mühsam voran, weil ich mit jedem Schritt als Teil einer mehr oder weniger großen Lawine immer wieder ein Stück hangabwärts gleite. Dabei rutsche ich zuweilen in angenehm warme, tiefere Sandschichten, in denen sich die Wärme des heißen Vortags gehalten hat – isoliert durch die Sandschicht darüber. Ich genieße, den Wechsel zwischen Warm und Kalt. Die Sonne geht gerade auf und versieht die höheren Partien der Sanddünen mit hellen Streifen, durch die eine Schwarz-Weiß-Skulptur geschaffen wird, als deren Teil und Erlebender zugleich ich mich fühlen darf.
Wunderschön, wie Poesie!
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Vielen Dank! Das bestätigt meine Ansicht, dass nicht nur von Menschen Geschaffenes, sondern auch Naturphänomene im Sinne der Kunst schön sein können, naturschön.
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Dieses Aufhellungsphänomen kenne ich nicht. Dagegen wirkt dieses Abtauchen in wärmere Sandschichten vertraut, woher bloß? 🙂
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Mit dem Aufhellungsphänomen ist die schlichte Beobachtung gemeint, dass bei tiefstehender Sonne nur die Spitzen der Dünen erhellt werden, während der Rest noch im Schatten liegt.
Vielleicht sind dir die wärmeren, tieferen Schichten des Sandes vom Sandstrand vertraut. Wenn man nach einer kühlen Nacht recht früh barfuß am Sand läuft, kann man manchmal erleben, dass die in tiefere Schichten eintauchenden Füße noch etwas Wärme des Vortages erspüren.
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