Wo die Stadt aufhört ( . . . ) kann man sich niederlassen
einen Augenblick und das Gesicht in die Hände geben.
Man weiß dann, daß alles war, wie es war, daß alles ist, wie
es ist, und verzichtet, einen Grund zu suchen für alles.
Ingeborg Bachmann (1926 – 1973) Das dreißigste Jahr, München 1991
Auf dem Rand dieses Brunnens am Stadtrand von Danzig habe ich gesessen und mich im ockerfarbenen Licht der Gebäude der Bachmannschen Worte erinnert. Der glatte Stein und das leicht wellige Wasser des Brunnens spiegeln die Fassade alter Gebäude wider und tauchen mich auf diese indireke Weise der Umgebung angepasst ins milde Licht der tiefstehenden Sonne.
Einen Moment zu erleben ist wirklich ein Moment.
Wer in die Mitte des Wirbelsturms geraten ist, kann, wenn er kann, wieder zurückkehren in die Bewegung um der Bewegung willen. Oder er bleibt in der (hier innen=außen?) Perspektive des Betrachtens des Sturms aus der (relativen) Bewegungslosigkeit. Im Zentrum, in dem gleichzeitig Sinnlosigkeit (auch kein nichtsubjektiver Sinn für Sinn) und Ruhe sind. Erschreckend und (wenn man z.B. sehr Dao, Zen oder Stoa ist) ausgeglichen bis gleichmütig.
LikeLike
Ich finde das sehr schön gesagt. Und ich will das Bild nicht durch einen weiteren Kommentar zerstören. Aber der Hinweis auf die Singularität (mit all ihren Möglichkeiten) im Zentrum eines Zyklons fängt einen wesentlichen Aspekt der Situation ein.
LikeLike
Die Erinnerung ist ein Geschenk…
Edgar
LikeLike
Das kann man wohl sagen. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Ausspruch von Jeannette Winterson ein: „Was macht ein Leben aus; Ereignisse der Erinnerung an Ereignisse?
Ein wie großer Teil der Erinnerung ist Erfindung? Wessen Erfindung?“ Auch ihre Frage im zweiten Satz erscheint mir äußerst berechtigt. Gruß, Joachim
LikeGefällt 1 Person
Die Bachmann hat’s erfasst.
Das Foto ist einzigartig 🙂
LikeGefällt 1 Person
Danke, Gerhard! Wie bist du auf diesen alten Beitrag gestoßen?
LikeLike