Wie vom hellen Kegel einer Taschenlampe umrandet läuft der Schatten meines Kopfes über das vom Morgentau benetzte Feld. Es ist ein Heiligenschein, der den frühen Wanderer (auch mit dem Fahrrad) auszeichnet. Den Namen hat dieses ganz und gar physikalisch erklärbare Phänomen durch die Ähnlichkeit mit den künstlerischen Darstellungen von Heiligen in der Kunst erhalten. Obwohl das Phänomen schon viel früher bekannt war, wurde es erst im 19. Jahrhundert wissenschaftlich erforscht. Die erste Beschreibung in den Annalen der Physik aus dem Jahre 1804 von dem preußischen Major M. A. von Winterfeld trägt den Titel: „Über den hellen Schein, den einige um den Schatten ihres Kopfes gesehen haben“. Darin heißt es: „Wenn man bei niedrigem Stande der Sonne oder des Mondes seinen Schatten im Grase, im Korne, in der Stoppel, oder in geackertem Lande, überhaupt auf einem rauhen Boden, betrachtet; so bemerkt man um den Kopf desselben einen Schein oder Glanz, welcher der Glorie gleicht, womit man die Köpfe der Heiligen zu zieren pflegt. Von mehreren Beobachtern zugleich sieht jeder den Glanz nur um seinen eignen Schatten, nicht aber um der Andern ihren. – Noch ist zu bemerken, dass, obgleich der Thau bei dieser Erscheinung nicht nothwendig erfordert wird, sie dennoch besser in die Augen fällt, wenn er noch auf dem Grase liegt“. Es wird hier bereits die Analogie zum Heiligenschein erwähnt, aber die erstmalige Benennung als Heiligenschein findet man erst im Jahre 1830 durch C. Garthe in einer „Beobachtungen und Versuche gegründete physikalische Erklärung“.
Bekannt war das Phänomen spätestens bereits im 16. Jahrhundert durch eine Beschreibung des berühmten Goldschmieds Benvenuto Cellini (1500 – 1571), dessen durch Johann Wolfgang von Goethe übersetzte Beschreibung hier zu finden ist.
Eine physikalische Erklärung des Heiligenscheins finden man z.B. hier und hier. Auch in der wissenschaftlich-technischen Welt begegnet uns vermutlich kaum bemerkt das Phänomen in verschiedenen Zusammenhängen.
Vielen Dank für die wunderbare Aufklärung, wobei meine Illusion, ich hätte einen Schein wie eine Heilige jetzt dahin ist.😜
Liebe gute Nacht Grüße
Babsi
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Liebe Babsi, du hast natürlich Recht. Zauberhaft erscheinende Phänomene können manchmal durch eine physikalische Erklärung entzaubert werden. Das ist die Kehrseite der Aufklärung. Aber mir geht es meist so, dass durch das Wissen um die Entstehung eines erstaunlichen Phänomens dieses eher noch zur Faszination beiträgt. Ich freue mich immer wieder, den Heiligenschein in den verschiedensten Kontexten zu entdecken und wundere mich darüber, wie Tröpfchen und Sonnenstrahlen auf wunderbare Weise konstruktiv zusammenwirken, um diesen Schein hervorbringen. Das ist für mich eine Art Wiederverzauberung. LG Joachim
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Natürlich Joachim bezaubert mich dieses Phänomen trotzdem noch!
LG und noch einen schönen hochsommerlichen Abend für Dich!
Babsi
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Das beruhigt mich. Dir auch schöne Sommertage, LG Joachim.
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Das Phänomen war mir kürzlich während eines Urlaubs erstmal aufgefallen, ohne dass ich es mir erklären konnte. Nun kommt mir Ihr Artikel sehr gelegen, herzlichen Dank für die geschichtlichen Erläuterungen! Wie aber ist das Phänomen physikalisch zu erklären? Offensichtlich spielt ja der Standpunkt des Beobachters eine entscheidende Rolle?
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Vielen Dank für den Kommentar und den Hinweis, dass die physikalische Erklärung fehlt. Auf meinem Blog bin ich früher bereits an mehreren Stellen auf die Physik des Heiligenscheins eingegangen, habe aber versäumt, in diesem Beitrag entsprechende Links anzugeben. Das habe ich soeben nachgeholt, sodas man per Mausklick auf physikalische Hintergründe gelangt.
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Sehr erhellend, besten Dank!
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🙂
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