Stubenfliegen sind nicht beliebt bei den Menschen. Sie werden oft als hässlich und lästig empfunden. In der Tat können sie manchmal ganz schön nerven. Man tendiert daher eher dazu, sie zu erschlagen, als sie mit Interesse – und das setzt ein gewisses Wohlwollen voraus – aus der Nähe anzusehen. Wer sich um letzteres bemüht, wird feststellen, dass man eine Fliege auch als schön und interessant ansehen kann. Insbesondere wenn man sie im Licht der Sonne betrachtet, sieht man ihre durchsichtigen Flügel in irisierenden Farben flimmern und auch der Rumpf kann in metallisch glänzenden Farben erstrahlen. Die Farben werden nicht durch Pigmente erzeugt – die Flügel sind farblos und transparent – sondern durch die schlichte Tatsache, dass die Flügel eine dünne, transparente Schicht darstellen und der Rumpf eine besondere Struktur von der Größenordnung der Wellenlänge des Lichts aufweist. Man spricht daher auch von Strukturfarben.
Lange bevor die Naturwissenschaftler sich des Phänomens der irisierenden Insekten angenommen haben, beschreibt der Hamburger Amtmann und Dichter Barthold, Hinrich Brockes (1680 – 1747) die irisierenden Fliegen auf seine unnachahmliche zugleich präzise und poetische Art:
Neulich sah ich, mit Ergetzen,
Ein kleine Fliege sich,
Auf ein Erlen-Blättchen setzen,
Deren Form verwunderlich
Von den Fingern der Natur,
So an Farb‘, als an Figur,
Und an bunden Glantz gebildet.
Es war ihr klein Köpfgen grün,
Und ihr Cörperchen vergüldet,
Ihrer klaren Flügel Par,
Wenn die Sonne sie beschien,
Färbt‘ ein Roth fast wie Rubin,
Das, indem es wandelbar,
Auch zuweilen bläulich war.
Liebster GOtt! wie kann doch hier
Sich so mancher Farben Zier
Auf so kleinem Platz vereinen,
Und mit solchem Glantz vermählen,
Daß sie wie Metallen scheinen!
Rief ich, mit vergnügter Seelen.
Wie so künstlich! fiel mir ein,
Müssen hier die kleinen Theile
In einander eingeschrenckt
Durch einander hergelenckt,
Wunderbar verbunden seyn!
Zu dem Endzweck, daß der Schein
Unsrer Sonnen und ihr Licht,
Das so wunderbarlich-schön,
Und von uns sonst nicht zu sehn,
Unserm forschenden Gesicht
Sichtbar werd‘, und unser Sinn,
Von derselben Pracht gerühret,
Durch den Glantz zuletzt dahin
Aufgezogen und geführet,
Woraus selbst der Sonnen Pracht
Erst entsprungen, der die Welt,
Wie erschaffen, so erhält,
Und so herrlich zubereitet.
Hast du also, kleine Fliege,
Da ich mich an dir vergnüge,
Selbst zur GOttheit mich geleitet.
Aus: Brockes, Barthold, Hinrich Im grünen Feuer glüht das Laub.
Tip zum Foto: Schwarzwert ein bißchen hochziehen, dann wirkt das Bild nicht mehr so milchig
Edgar
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Bei höherem Schwarzwert verschmelzen allerdings einige Details der Fliege mit dem Schatten. Es wäre in jedem Fall ein Kompromiss. Gruß, Joachim.
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Probiers aus. Lieber ein paar Details weniger, dafür im Gegenzug ein guter Gesamteindruck.
Edgar
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Schau dir den Kompromiss an. Farben sind kräftiger, Beinchen verschwinden im Schatten. Gruß, Joachim.
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Gefällt mir besser, Joachim. Wennste jetzt die Korrektur noch ein klein wenig zurücknimmst, dann passt es 🙂
Edgar
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Ich denke, ich lasse es so. Die Beinchen im Schatten sind eh unwichtig. Die irisierenden Farben – auf die es ankommt – verlieren an Brillanz, wenn man es wieder heller macht. Gruß, Joachim.
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Joachim, es gibt hier in Wzbg einen Forscher, der Makroaufnahmen fein zu präsentieren versteht. Stefan Diller, „nanoflights“. In einer der Videos „fliegt“ er über einen Insektenkörper. Auf Youtube leicht zu finden.
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Vielen Dank für den Hinweis. Ich werde mich dem bei nächster Gelegenheit widmen.
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Ich ahne seit kurzem, daß Fliegen schön sein können, daher versuche ich auch kleinste Exemplare zu fotografieren.
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Das kann ich mir bei deinen liebevollen Makroaufnahmen von Insekten auch sehr gut vorstellen.
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