Dieser Esel hier ist nicht Buridans Esel. Denn der muss genau in der Mitte zwischen zwei identischen Heuhaufen (gibt es so etwas überhaupt?) stehend verhungern, weil die Reize, die von jedem der Haufen ausgehen, identisch sind und daher auch exakt dieselbe Wirkung haben. Der hungrige Esel muss sich daher mit derselben Kraft zur einen und anderen Seite gezogen fühlen: Zwei gleich große, in entgegengesetzte Richtung wirkende Kräfte heben sich auf, und es passiert nichts.
Zum Glück ist der Esel aber nur eine philosophische Metapher für die Bedeutung und die Notwendigkeit kleinster Störungen, die schließlich, den Ausschlag dafür geben, dass es eine solche Blockierung in Wirklichkeit nicht gibt.
Nichtlineare deterministische Systeme, können sich daher chaotisch und damit nicht vorhersagbar verhalten. Immer sind kleine Störungen vorhanden, die in sensitiven Situationen das Zünglein an der Waage spielen und dafür sorgen, dass trotz gleicher (aber nicht derselben) Anfangsbedingungen etwas völlig Verschiedenes passieren kann. Heute spricht man eher vom Flügelschlag eines Schmetterlings der einen Orkan auslösen oder vielleicht auch verhindern kann.
Daran musste ich denken, als ich vor kurzem beim Wandern auf La Palma einem ganz realen Esel beim Grasen begegnete. Immerhin gelang es ihm, meine Gedanken in eine Richtung zu lenken, die sie wohl nicht eingeschlagen hätten, wenn ich den Esel nicht zufällig gesehen hätte.
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