Im Herbst
Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.
Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.
Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Sie ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewußt bestimmte Ziel.
Sie ziehen in das Wunderländchen,
Wo Liebe scheu im Anbeginn,
Und leis verknüpft ein zartes Bändchen
Den Schäfer mit der Schäferin.
Wilhelm Busch (1832 – 1908)
„Jetzt spinnen sie wieder “ ist nicht korrekt. Sie spinnen immer, die Spinnen. Aber wenn die Nächte kühler und feuchter werden, wenn also der Sommer in den Herbst übergeht, steigt die Chance, die ansonsten weitgehend unsichtbaren Spinnweben zu sehen. (Es sei denn, man blickt durch ein Netz gegen die Sonne). Ursache für diese jahreszeitlich bedingte Sichtbarkeit sind winzige Tautröpchen, die sich an den Spinnfäden niederschlagen. Spinnfäden sind hydrophil (wasserliebend) und sind selbst teilweise von winzigen wässrigen Klebetropfen bedeckt, die einen idealen Keim für die Aufnahme von Wasserdampf bieten, der sich auf diese Weise verflüssigen kann. Die Tropfen wachsen schließlich so stark an, dass man sie sieht und oft auch dazu führen, dass aufgrund des zunehmenden Gewichts das Netz etwas durchhängt.
Die Notwendigkeit, dass sich der Wasserdampf an kühlen und feuchten Herbsttagen verflüssigen muss besteht deshalb, weil mit sinkenden Temperaturen die maximal mögliche Feuchte (Wasserdampfkonzentrationen) sinkt. Und wenn sie kleiner wird als die absolute, also tatsächlich vorhandene Feuchte, muss ein Teil des Dampfes verflüssigt werden und dazu ist ein Spinnennetz eine ideale Stelle. Spinnennetze fangen also nicht nur Isekten ein, sondern an manchen Herbsttagen auch Wasserdampf, obwohl der fein genug wäre, durch die Maschen hindurchzuschlüpfen.
Klasse Foto und anschauliche Erklärung
Edgar
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Vielen Dank für deine positive Einschätzung. Gruß, Joachim.
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Lieber Joachim,
ein wunderbarer Bericht und ein fantastisches Foto dazu!👏
LG Babsi
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Liebe Babsi, es freut mich insbesondere, das dir auch die naturwissenschaftliche Skizzierung des Phänomens gefällt. LG, Joachim
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Habe auch mal eins geschrieben:
Altweibersommer
Altweibersommer, gülden strahlt
des Herbstes blasse Sonne.
Ein unbekannter Künstler malt
die Blätter bunt mit Wonne.
Die Spinnenfäden haucht der Wind,
sie schillern hell im Licht,
wie Haare von dem Wolkenkind –
so es der Volksmund spricht
Altweibersommer, Abschied naht
von warmer Jahreszeit.
Bestellt wird nun die Wintersaat,
der Schnee ist nicht mehr weit.
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Danke, für das schöne, passende Gedicht. Ich hoffe, in deinem Blog noch mehr solcher lyrischer Aufheiterungen zu finden. Gruß, Joachim.
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