Als ich vor Jahren die Milchkannen auf dem Bahnhofsplatz in Bern im Asphalt versinken sah, wurde ich an das wohl längste Experiment erinnert, das mich schon als Student beeindruckt hatte, das sogenannte Pechtropfenexperiment. Pech erweckt zwar den Eindruck, ein Feststoff zu sein, ist aber in Wirklichkeit eine wenn auch superzähe Flüssigkeit. Und Flüssigkeiten fließen. Das hat den Physiker Thomas Parnell von der Universität Brisbane (Australien) motiviert, Pech in einen Trichter zu füllen und zu beobachten, ob es tropft. Seit dem Start im Jahre 1930 tropft es wirklich. Der erste Tropfen fiel im Jahr 1938, die nächsten in den Jahren 1947, 1954, 1962, 1970, 1979, 1988, 2000 und zuletzt 2014.
Und weil Erdpech im Asphalt als Bindemittel eingesetzt wird, schien mir diese künstlerische Installation irgendwie auch physikalisch plausibel. Bei meinem letzten Besuch in Bern machte ich mich vergeblich auf die Suche nach den Milchkannen und fand es verständlich, dass sie inzwischen völlig versunken waren, schließlich war ich gefühlt eine Ewigkeit nicht mehr dort gewesen. Leider ergaben Nachfragen eine sehr viel profanere Erklärung. Das Kunstwerk wurde inzwischen demontiert. So ein Pech!
Guten Morgen,
mein Wissen zu fließendem Pech habe ich aus den Märchen. So stand für mich, Dank der Pechmarie, ohne Versuchsaufbau, früh fest, Pech fließt. 😊
Liebe Grüße
San
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Hallo San,
ich vermute, dass bei Frau Holle das „feste“ Pech in dem Kessel, aus dem es über Pechmarie gegossen wurde, vorher erwärmt wurde. Anschließend kühlte es ab und wurde wieder „fest“, sodass es lebenslänglich an ihr hängen blieb – wenn ich mich recht erinnere. LG, Joachim.
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Lieber Joachim,
wie Recht Du hast. Die Arme wurde vermutlich nie wieder warm gebadet, sonst hätte sie vielleicht ihr schwarzes Mäntelchen irgendwie wieder abstreifen können.
Herzliche Grüße
San
P.S. Ich erwarte gerade minütlich die Lieferung meines ersten Buches von Dir. 🙂
Spiel, Physik und Spaß: Physik zum Mitdenken und Nachmachen
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Liebe San,
schön wie du das gesagt hast. Da spürt man die Erzählerin. Die Beziehung zu dem Märchen ist eine schöne Ergänzung, die mir leider nicht eingefallen ist. Denn eigentlich ist das ein Anliegen meines Blogs, Physik mit Literatur und Kunst zu verknüpfen. Zu deinem P.S. habe ich dir gerade eine Email geschickt. LG, Joachim.
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Über den Stoff Pech hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht, jetzt hab ich nachgeschlagen. Danke für den interessanten Artikel…
Edgar
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Interessant ist, dass das Unglücksbezeichnung „Pech“ inzwischen geläufiger ist, als der Stoff „Pech“, aus dem sie letztlich hervorgegangen ist. Möge die Seltenheit des abgehenden Pechtropfens Ausdruck der Seltenheit des persönlichen Pechs sein. Gruß, Joachim.
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