Abhänge, Krümmungen, Bewegungen gleichsam, die man der völlig reglosen Erde eingezeichnet hätte; Felder, die sich senken, die aussehen, als flössen sie mit ihren Schollen, ihren Gräsern, ihren Wegen der fernen Niederung eines Flusses zu, der nicht zu sehen ist, dann, immer undeutlicher, hebet sich das, steigt wieder auf und unterbricht sich am Rand des Himmels, wie das Licht in der Wiege, in dem Becken des Tages getragen wird.
Es gibt Menschen, die nur an der Schwelle zum Grenzenlosen frei atmen; ich liebe eher diesen Raum, den die Berge begrenzen, ohne ihn doch einzuschließen, wie einer die Mauer seines Gartens lieben mag, ebensosehr darum, weil er hinter ihr ein seltsames Drüben vermutet, als darum, weil sie seinen Blick aufhält; wenn wir die Berge betrachten, so begleitet diesen Anblick in uns jederzeit, mehr oder minder stark, mehr oder minder bewußt auch, die Vorstellung eines Passes, eines Übergangs in uns, einer Lockung des Unbekannten.
Jaccottet, Philippe; Der Spaziergäng unter den Bäumen. Zürich, Köln 1981.
An diese Zeilen Jaccottets wurde ich erinnert, als ich auf der Kanareninsel La Palma eine längere Wanderung unternahm, die mich vom Roque de los Muchachos ausgehend am Rande der Caldera de Taburiente entlang führte. Dabei hatte ich wechselseitig einen Blick über die Caldera hinweg zum Meer im Westen (oberes Foto) und zum Meer im Osten, wo der alles überragende Pico del Teide auf der Insel Teneriffa (unteres Foto) immer wieder in den Blick kam. Ich empfand es als doppeltes Vergnügen einerseits im Gebirge zu wandern und andererseits zumindest blickmäßig mit dem blauen Meer, dem blauen Himmel und dem blauen Berg in Verbindung zu stehen.
Diskussionen
Es gibt noch keine Kommentare.