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Marginalia, Physik im Alltag und Naturphänomene

Das rettende Netz

schneegriesel_dsc08637rvNach einigen Tagen mit Temperaturen über 0 °C, zieht wieder kältere Luft ein. In ihrem monochromen Grau in Grau sieht die Welt sehr schneeträchtig aus. Einige Schneegriesel schweben vom Himmel herab. Man sieht sie nicht aber man spürt sie als winzige Kryopiekser, wenn sie beim Schmelzen der Haut gewissermaßen punktförmig die dazu nötige Wärme entziehen. Auf dem Boden muss es ähnlich zugehen. Er ist einfach noch zu warm, um Schnee zu dulden. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich jedoch einige weiße Grieselnester auf dem Boden. Das heißt, sie befinden sich in der Nähe des Bodens auf isoliert liegenden Blättern oder auf kleinen Spinngeweben (siehe Foto), die sich durch die liegengebliebenen Schneegriesel überhaupt erst zu erkennen geben. Hier können sich die Schneeteilchen halten, weil sie durch das Netz vom wärmeren Boden isoliert sind. Die dünnen Spinnfäden haben eine so geringe Wärmekapazität, dass sie fast augenblicklich die niedrigere Lufttemperatur angenommen haben. Auch ist die Wärmeleitung über die feinen Fäden, mit denen das Netz mit der Umgebung verbunden ist, ist so gering, dass keine merkbare Erwärmung auftritt.
Der genauere Blick zeigt jedoch, dass das Dasein der Schneekrümel auch hier bedroht ist. Am oberen Bildrand, dort wo das Spinnennetz in eine höhlenartige Ausbuchtung hineinragt, haben sich bereits einige Tröpfchen gebildet, die in sicherem Abstand zueinander im Netz hängen. Geschützt vor größeren Luftbewegungen wird sich hier ein lokales, etwas wärmeres Mikroklima ausgebildet haben, das den Schnee zum Schmelzen bringt.
So können manchmal auch sehr kleine Erscheinungen, die man meist übersieht, eine interessante Geschichte ihres verborgenen Daseins erzählen.

 

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  1. Pingback: Warum sich die Spinne nicht selbst auf den Leim geht | Die Welt physikalisch gesehen - 16. Juni 2020

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