Auf einer Kunstausstellung im Museum Kunstpalast in Düsseldorf vor einigen Jahren mit dem Titel „Zerbrechliche Schönheiten“ stieß ich neben eindrucksvollen Exponaten an den Wänden auf ein vielleicht gar nicht als ein solches gemeintes Exponat auf dem Boden eines der Ausstellungsräume. Der Boden war nämlich komplett mit Spiegelfolie ausgelegt, die in dem Raum – und das war sicherlich beabsichtigt – eine interessante Lichtstimmung hervorrief. Die Spotlights an der Decke spiegelten sich in der Folie und gaben das Licht reflektierend weitgehend wieder zurück. Was aber kaum Jemand bemerkte, dass die Reflexe der hellen Hologenspotlights mit einem farbigen Ringsystem umgeben waren, die sich je nach Blickwinkel auch noch drastisch änderten.
Ich war so beeindruckt von dem Anblick, der durch das Foto nur ganz unvollkommen wiedergegeben wird, dass ich meine Kamera zückte und den Boden fotografierte. Sofort war ein Aufpasser zur Stelle und wies mich heftig zurecht, weil Fotografieren verboten sei. Als ich dann darauf hinwies, dass ich nur den Boden fotografiert und es nicht auf die Exponate abgesehen habe, wurde er etwas unsicher und zog sich dann auf die Formel zurück: Hier ist generelles Fotografierverbot. Ich versuchte ihn dann dadurch etwas milder zu stimmen, dass ich die Besonderheiten des Bodenexponats hervorhob, die ihm offenbar bislang entgangen waren. Statt mir zuzuhören, zog er sich kopfschüttelnd auf seinen Beobachtungsposten zurück. Auch in den Katalogen und durch weitere Nachforschungen fand ich keinen Hinweis darauf, dass man dieses tolle Phänomen bewusst geplant hatte. Es war wohl nur ein Epiphänomen.
Die Quételetschen Ringe, die man hier sieht, sind ein weitgehend unbekanntes Phänomen, obwohl man es relativ häufig im Alltag sehen kann. Eine Erklärung findet man hier und hier. Weitere Phänomene, die Quétletsche Ringe zeigen sind hier und hier und hier und hier und hier beschrieben.
Die Stillleben-Ausstellung habe ich zufällig auch gesehen, der Boden aber ist mir entgangen 🙂 Herzlichen Dank für den Hinweis (ach ja, die „hier“-Links fehlen noch …). Liebe frühlingssonnige Grüße!
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Ich habe es auch zunächst übersehen, dann aber die farbigen Streifen erblickt, mit denen ich mich zu der Zeit sehr intensiv beschäftigte. Vielen Dank auch für den Hinweis auf die fehlenden Links. Irgendwie sind die beim Kopieren abhanden gekommen. Jetzt sind sie wieder da. Ich wünsche dir einen schönen Tag möglichst in der Sonne!
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Bei Sonnen Wetter habe ich die Quétletsche Ringe auch schon im Brunnen Wasser beobachten können.
Fliesst, fällt Wasser aus der Röhre in den Brunnen verursacht es Ring-Wellenbewegung im Wasser.
Die schön wabernden Quétletsche Ringe kann man dann gut an den Brunneninnen Wänden sehen.
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Danke für die Beschreibung der Beobachtung. Ich befürchte jedoch, dass es sich bei dem Phänomen nicht um Quételetsche-Ringe, sondern um Dispersionen handelt (wie bei einem Prisma). Ich werde in einigen Tagen einen Beitrag dazu bringen.
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Nebensächliches: Ich fotografiere eigentlich nie in (großen) Ausstellungen, zuletzt auch wieder bei Chillida, was ich schmerzlich vermisste.
Die Quételetschen-Ringe jedenfalls habe ich in theoretischer Beschreibung novh nie angetroffen, danke dafür!
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Ich würde etwa zwei Drittel meiner Phänomene nicht dokumentieren können, wenn ich nicht stets eine Kamera dabei hätte. Allerdings ist es stets eine kleine oder heute ein Smartphone. Eine große Kamera benutze ich nur für inszenierte Fotos. Sie würden mich beim Flanieren und Wandern immer daran erinnern zu fotografieren und darüber würde ich den unvoreingenommenen Blick verlieren, den ich zum Entdecken von Phänomenen benötige. Inzwischen sind die kleinen Kameras so groß, dass das Qualitätsproblem immer mehr in den Hintergrund tritt.
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Apropos Chillida: In Münster gibt es eine eindrucksvolle Skulptur „Toleranz durch Dialog“, die mich immer wieder an diesen beeindruckenden Künstler erinnert.
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Ja, wunderbar.
Diese Art, „Platten“ zu bearbeiten, konnte ich als eine seiner vielfachen Herangehensweisen auch in Wiesbaden sehen.
Man sieht, was er gemacht hat – aber natürlich sehr schwer, wie er es gemacht hat.
Das Objekt selber zeigt das Einheitliche im Vielfältigen der Menschen auf und daß eigentlich aus diesem Grund Dialog möglich sein sollte.
Das Auseinanderstehen der Blöcke mag andeuten, daß das Ganze wohl nicht so einfach ist.
Apropos : Gestern sprach ich mit Freunden auch über Jean Ipoustéguy. Kennst Du ihn?
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Mit Jean Ipoustéguy habe ich mich noch nicht intensiver befasst. Ich kenne nur einige eindrucksvolle Skulpturen im norddeutschen Raum von ihm. In Celle sind mindesten zwei von ihm „Ein Mann durchstößt die Pforte“ und die „Lecture“ (eine Bronzeplastik, die mich besonders beeindruckt).
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Danke! Die erste ist recht bekannt, die zweite mir nicht.
Ungeheuer kraftvoll und herausfordernd, seine Skulpturen.
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Da stimme ich dir zu. Ich finde auch die in den Skulpturen realisierten Ideen für einen Laien wie ich es bin verständlich und unmittelbar einsichtig.
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Ich bin ja auch Laie, das zu wissen und zu sehen, gehört auch dazu. 😉
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Wo will man die Grenze ziehen? Zwischen der Aussage von Joseph Beuys, dass jeder ein Künstler sei und Jemandem mit einen Abschluss an der Kunsthochschule gibt es viele Möglichkeiten ;-).
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Zum einen Neugier der Kunst gegenüber und zum anderen Erfahrung mit den eigenen kreativen Kräften.
Ist beides vorhanden, dann ist man zumindest Semi-Laie.
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Understatement.
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Das ist meine Natur.
Ich traf einmal – durch Zufall – einen Meisterschüler von Beuys. Als ich ihn als Künstler bezeichnete (ich kannte ja seine Werke etwas), entgegenete er entrüstet: „Ich bin Bildhauer !!!“
DAS hat mich gerockt! Ich selbst würde mich auch NIE als Künstler bezeichnen wollen. Diesen Status brauche ich nicht, keinesfalls.
Ich spiele – das ist es! Ich habe Mittel dazu, gewiss, aber diesen Frack „Künstler“ mag ich einfach nicht anziehen wollen.
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🙂
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