Meine Großeltern hatten Hühner und Enten, die ich als Kind als Spielkameraden ansah, was von diesen allerdings nicht ganz so gesehen wurde. Als ich kürzlich mal wieder nur wenige Tage alte Entenküken antraf, die sich in einem größeren Sonnentaler wärmten, wurde ich an eine alte Episode aus Kindheitstagen erinnert. Aus welchen Gründen auch immer ließen meine Großeltern manchmal Enteneier von Hühnern ausbrüten. Sie wurden ihnen im wahrsten Sinne des Wortes einfach untergeschoben. Als die jungen Entenküken dann schlüpften wurden sie ohne wenn und aber vom Huhn adoptiert und gemeinsam mit den genetischen Kindern aufgezogen. Die kleinen Enten waren auf die Glucke genauso fixiert wie die kleinen Hühner. Und wenn die Glucke dann etwas Freßbares freigekratzt hatte und ihren typischen Lockruf anstimmte, stürmten nicht nur die Hühner-, sondern auch die Entenküken herbei. Außer im Aussehen gab es in der Großfamilie keine Unterschiede. Zum Entspannen schlüpften alle unter die weit ausladenden Fittiche der Glucke. Und wenn auf der einen Seite dann ein Hühnerkükenköpfchen durch die Federn hervorlugte, war es auf der anderen Seite vielleicht der breite Schnabel eines Entenkükens.
Nur in einer Sache verweigerten die Enten den Gehorsam. Kamen sie an den kleinen Ententeich des Hofes stürzten sie sich mit Wohlbehagen ins Wasser – trotz der lautstarken Warnungen der Glucke, die verzweifelt am Rande des Gewässers stand und sich erst dann wieder beruhigte, wenn auch das letzte Entchen wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Die Hühnerküken schauten ihren in dieser Hinsicht aus der Art geschlagenen Geschwistern (wie ich es damals zu sehen glaubte) mit Entsetzen zu. Sie zumindest gehorchten der Mutter. Oder wurden sie in diesem Fall von einer dominierenden „genetischen Haltelinie“ vom für sie gefährlichen Tun abgehalten?
Leider haben meine späteren Recherchen dazu keine überzeugende Antwort erbracht.
Spannend. Für mich als Semi-Orni und Vogel-Krimi-Schreiber natürlich nocheinmal besonders interessant! Meinen herzlichen Dank!
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Man könnte die Versuche der kleinen Enten ihre Huhngeschwister aufs gefährliche Wasser zu locken natürlich auch unter kriminalistischer Perspektive sehen. Die Gefahr drohte später von ganz anderer Seite – vom Menschen. Vielen Dank für den netten Kommentar.
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Wie schön Du Deine Kindheitserinnerungen erzählst! Dass mit dem Unterschieben der Entenküken wusste ich bis jetzt auch nicht! Das Huhn ist demnach sehr sozial!😊😉👍
LG Babsi
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Hühner sind nicht nur sehr sozial, sondern können auch sehr anhänglich sein. Sie ließen sich sogar von mir streicheln. Mein größter Schock war damals, dass sie trotzdem geschlachtet und gegessen wurden. Ich esse – vermutlich daher – bis heute kein Hühnerfleisch. Liebe Grüße, Joachim.
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Das kann ich gut verstehen!🙈😏😉
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🙂
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