Mit seinem auffallenden Rot läutet der Klatschmohn pünktlich den
meteorologischen Sommer ein. Nicht nur, dass er dem kräftigen Blau der Kornblumen in den Getreidefeldern ein beherztes Rot zur Seite stellt, so als wollte es im grünen bzw. später gelben Kornfeld die drei Grundfarben komplettieren, auch die an grundlegende Probleme bei der Richtungsentscheidung erinnernden Wachstumsvorgänge verrätseln das Verhalten der Pflanze und geben ihr damit eine besondere Note.
Verfolgt man das Wachstum der Pflanze, so wächst der Stängel mit obenauf thronender Knospe zunächst mit großem Elan nach oben, der Schwerkraft trotzend oder – wie man es wissenschaftlich ausdrückt – negativ geotrop agierend. Nach einigen Tagen lässt die Pflanze jedoch ihr Köpfchen hängen. Warum sie das tut, weiß man nicht so genau. Einige Wissenschaftler gaben dem Gewicht der schwerer werdenden Knospe für dieses geotrope Verhalten die Schuld. Aber als ob der Klatschmohn diese unterstellte Schwäche Lügen strafen würde, richtet er einige Tage später die inzwischen noch schwerer gewordene Knospe wieder auf, um innerhalb eines Tages die Blüte in einem Rausch von Rot zu entfalten. Dieses Entfalten kann ganz wörtlich genommen werden, denn man sieht den verknitterten Blütenblättern unmittelbar an, dass sie kurz zuvor noch auf kleinstem Raum in der Knospe zusammengefaltet waren.
Die Kornblume, der Klatschmohn und viele andere bunte Gesellen der freien Natur fallen in den letzten Jahrzehnten leider immer mehr der intensiven Landwirtschaft zum Opfer. Ich habe daher dem Klatschmohn und einigen anderen Wildblumen in vertretbarem Umfang in meinem Gemüsegarten Asyl gewährt.
Obwohl hier ist kaum noch Klatschmohn gibt.
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Ja, leider sind der Klatschmohn und auch die Kornblume selten geworden, weil insbesondere durch den Einsatz der Herbizide in der Landwirtschaft das Überleben schwer geworden ist. Vermutlich ist das auch ein Grund, dass der Klatschmohn zur Blume des Jahres gewählt worden ist.
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Ich finde auch, dass Wildblumen in ihrer Ästhetik oft unterschätzt werden.
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Wunderschön!
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Die Bilder sind zum Träumen schön!
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Vielen Dank! Ich gebe das Kompliment an meinen Klatschmohn weiter.
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Kornblumen gehören zu meinen Lieblingsblumen, und ich züchte sie auf meinem Balkon und werde die nächste Samenernte im Garten und in der Umgebung verteilen.
Überhaupt verteile ich bei Spaziergängen immer wieder gerne die Blumensamenüberschüsse (z.B. von Akelei und Fingerhut) auf Brachflächen und Wegränder. Es ist ein schönes Gefühl, nach ein oder zwei Jahren hier und da einige gewachsene Erfolgspflanzen wiederzuerkennen… sozusagen eine Miniaturweltrettung! 🙂
Ich hatte auch Schlafmohn im Garten, der hatte sich ganz von alleine angesiedelt und ist nach zwei Jahren wieder spurlos verschwunden – wahrscheinlich ist mein Garten zu schattig.
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Da verfolgen wir beide unabgesprochen dieselbe Ziele. Auch ich sammle vor allem Klatschmohnkörnchen und streue sie am Rande von Getreidefeldern aus, möglichst dort, wo die Herbizide nicht hinkommen. Der Erfolg gibt mir Recht. Demnächst beginnt die nächste Ernte an eben diesen Stellen, denn die ersten Kapseln beginnen bereits sich zu verfärben. Es ist zwar keine Weltrettung, aber das Gefühl der scheinbar unaufhaltbaren Entwicklung hin zu einer immer monochromatischeren und monokulturelleren Welt im tatsächlichen wie im übertragenen Sinne ein – wennauch bescheidenes – Schnippchen zu schlagen ist nicht zu verachten.
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Feiner Artikel!
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Danke! Muss ich wohl einen guten Tag gehabt haben.
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