Schlichting, H. Joachim. Naturwissenschaften im Unterricht 159/160 (2017) S. 14 – 15
„Der Reflex auf dem Meer entsteht, wenn die Sonne sich neigt: Vom Horizont her schiebt sich ein blendender Fleck zum Ufer, ein Streifen aus tanzenden Glitzerpunkten; dazwischen verdunkelt das Mattblau des Meeres sein Netz…, und der Sonnenreflex auf dem Meer wird ein schimmerndes Schwert, das sich vom Horizont heran bis zu ihm erstreckt…Während die Sonne tiefer sinkt, färbt der Reflex sich von schimmerndem Weiß zu kupfergoldenem Rot. Und wohin Herr Palomar sich auch wendet, stets ist er selber die Spitze des schlanken Dreiecks. Das Schwert folgt ihm und deutet auf ihn wie ein Uhrzeiger mit der Sonne als Zapfen“ (Calvino, Italo. Herr Palomar. München 1988, S. 18). So Beschreibt ein Schriftsteller das bekannte Naturphänomen, das wohl jeder bereits am Meer gesehen und vielleicht sogar erlebt hat. Physikalisch hat man es mit einer interessanten Wechselwirkung des Sonnenlichts mit dem welligen Wasser zu tun. Dabei wird die physikalische Intuition insbesondere dadurch herausgefordert, dass die Lichtflexion auf einen so schmalen und langgestreckten Bereich beschränkt ist und auch dadurch verblüfft, dass sie immer auf den Beobachter gerichtet bleibt und – wie Calvino eindrucksvoll beschreibt – mit diesem mitgeht…
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Pingback: Falsche Reflexionen? | Die Welt physikalisch gesehen - 2. September 2022