Der am Fenster sitzende Beobachter ist fast sprichwörtlich. Er zieht sich wie ein roter Faden durch die Literaturgeschichte. Man denke nur etwa an die Erzählung E. T. A. Hoffmanns (1776 – 1822) Des Vetters Eckfenster. Die Eignung des Fensters zum Beobachten hat mehrere Gründe, auch physikalische. Wenn ein Fenster durch keine Gardine verschleiert wird, ist der Beobachter am Tage weitgehend vor Blicken von außen geschützt – es sei denn, er hockt unmittelbar hinter der Scheibe.
Weil das von außen ins unbeleuchtete Zimmer eindringende Licht von den Gegenständen hin und her reflektiert und dabei jedesmal ein Teil absorbiert wird, findet nur wenig Licht wieder den Weg durch das Fenster hinaus nach draußen. Hinzu kommt, dass sich die Pupillen des außen im hellen Tageslicht stehenden Beobachters auf eine kleine Öffnung zusammengezogen haben. Das spärliche Licht aus dem Zimmer hat dabei kaum eine Chance einen „sichtbaren“ Eindruck hervorzurufen. Die Gegenstände und Personen im Zimmer bleiben daher für einen Außenstehenden weitgehend verborgen.
Wie gering die Intensität des das aus dem Zimmer zurückkommenden Lichts tatsächlich ist, kann man auch daran erkennen, dass die Spiegelbilder heller Gegenstände der Außenwelt auf der Scheibe kaum durch das aus dem Zimmer herauskommende Licht gestört werden, obwohl bei senkrechtem Einfallswinkel nur etwa 4% des auftreffenden Lichts pro Grenzfläche reflektiert wird (siehe auch hier und hier).
Am Abend, wenn die Zimmer beleuchtet sind und von außen kein Licht mehr eindringt, kehren sich die Verhältnisse jedoch um. Bei nicht durch Gardinen verschleiertem Fenster und beleuchtem Zimmer steht man für einen außen stehenden Beobachter gewissermaßen im „Rampenlicht“. Da man selbst vom Zimmer aus ins Dunkle blickt, bleibt einem umgekehrt ein außen stehender Beobachter verborgen.
Siehe Alfred Hitchcocks Film „Das Fenster zum Hof „(Rear Window),
Nicht zu vergessen, dass Glas-Fenster an sich schon beträchtliche Aussenspiegelungen wiedergeben und somit die Einsicht zu sätzlich erschwert.
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Ich kenne den Film leider nicht und weiß daher nicht welcher Aspekt dieses Beitrags darin angesprochen wird. Der Hinweis auf die Spiegelung ist gut. Zwar werden bei senkrechtem Auftreffen des Lichts pro Grenzfläche nur ca. 4% spiegelnd reflektiert. Wenn aber die Umgebung im hellen Sonnenlicht liegt, kann die Scheibe für den außenstehenden Beobachter zum Spiegel werden, weil aus dem unbeleuchtetem Zimmer so wenig Licht herauskommt (siehe: https://hjschlichting.wordpress.com/2015/10/22/das-jahr-des-lichts-20-die-ausenwelt-als-gardine/). Deshalb werden Auslagen im Schaufenster vor allem bei Sonnenschein von Strahlern aufgehellt.
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