Im Gilf Kebir habe ich einmal die Zeit gesehen. Sie war ein Rispengras, das sich an seiner Ähre herabbog. Morgens kam der Wind von der aufgehenden Sonne und abends von dort, wo sie unterging. In ihm zeichnete das Gras einen vollkommenen Kreis in den Sand, wie eine Uhr, die keine Stunden kennt.
Raoul Schrott (*1964). Die Wüste Lop Nor. Frankfurt 2003
Auch wenn unsere Uhr nicht ganz komplett ist und die Zeit nicht durch die Sonne, sondern durch die Windrichtung bestimmt wird, so haben wir es doch mit einer geometrischen Form zu tun, die dem Sand das zeitliche Wirken des Windes einprägt – beides – wie die Zeit – keine haltbaren und reproduzierbaren Dinge. Eindrucksvoll ist trotzdem die geometrische Gestalt, die man in der Wüste so wohl kaum erwartet hätte. Sie hat den Spuren des Tieres eines voraus. Während diese beim nächsten Wind verschwinden, wird die „Sanduhr“ unablässlich aufgezogen. Solange der vertrocknete Grashalm seine Aufgabe als Zirkel zu erfüllen vermag, wird er windbewegt mit der Gestaltung und Erhaltung des Kreises befasst sein.
Hatte ich vor einigen Jahren an der Ostsee auch entdeckt ( Darß) – war ich fasziniert von – und mit den süßen Vogelspuren netter Kontrast!
Meine „Sanduhr“ stammt von Gran Canaria. Stimmt, der Kontrast zwischen den Urhebern gibt zu denken…