Dünenlandschaften mit ihren vielfältigen Sandstrukturen haben trotz ihrer Lebensfeindlichkeit die Menschen immer wieder angezogen und verzaubert. Ralph Bagnold (1896 – 1990), einer der Pioniere der modernen Wüstenforschung, erinnern die virtuosen Gestaltbildungsvorgänge des Sandes sogar an Lebensvorgänge:
„Anstatt Chaos und Unordnung vorzufinden, wird der Beobachter nicht umhin können zu staunen über eine Einfachheit der Form, eine Genauigkeit der Wiederholung und eine geometrische Ordnung, die in der Natur jenseits der Größenordnung der Kristallstruktur unbekannt ist. An bestimmten Stellen bewegen sich enorme, millionen Tonnen schwere Anhäufungen von Sand unaufhaltsam in geordneten Formationen über die Oberfläche des Landes, indem sie wachsen, dabei ihre Gestalt bewahren und sich sogar in einer Weise fortpflanzen, die in ihrer grotesken Nachahmung des Lebens auf einem fantasievollen Menschen leicht verstörend wirken könnten. (Übs. HJS)“.
Und so hört es sich an, wenn der Dichter Raoul Schrott in seiner Novelle „Wüste Lop Nor“ die vom Wind gestalten Strukturen beschreibt:
„Ein ausgetrocknetes Flußbett oder die Arme eines Deltas, Dürre; ein Busch, irgendein Kiesel, sogar ein Termitenhügel manchmal: dem Wind genügt das.
An ihm richten Wächten sich aus und wachsen sich zu Dünen aus; sie bilden Ketten und Wälle, werden ei-, herz- oder sternförmig.
Die Springfracht des Windes bläst die Körner über Luv, kaum höher als ein oder zwei Fuß, bis sie am Kamm festgepreßt werden und schließlich wieder abgleiten; es ist wie mit den Wellen.
Der Wind schiebt sie vor sich her.
Manche stauen sich auf und werden so rund wie Walrücken. Einige kollidieren miteinander, rollen dann weiter und lassen hinter sich eine kleine, noch junge Düne zurück; solche grotesken Imitationen des Lebens wirken auf jemanden, der zu viel Phantasie hat, sehr leicht verstörend“ (S. 79).
Insbesondere die letzten Passagen zeigen, dass er sich offenbar von der poetischen Kraft der Worte Bagnolds hat inspirieren lassen.
Zitate aus:
Ralph Bagnold. The Physics of Blown Sand and Desert Dunes. London 1954,
Raoul Schrott. Die Wüste Lop Nor. Frankfurt 2003.
Di e Sandburg in Duisburg das wäre doch für dich mal eine Analyse interessant,
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Vielen Dank für den tollen Hinweis. Ein Besuch der Sandburg würde mich in der Tat sehr interessieren. Ob ich es bis zum 29. September schaffe, ist allerdings eine andere Frage.
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