Auf eine Flugreise meinte mein Sitznachbar angesichts eine prallen Tüte mit Käsegebäck, dass manche Firmen jetzt schon die Verpackung aufblasen würden, um den Inhalt als mehr erscheinen zu lassen als er wirklich ist. Das ließen sie sich auch etwas kosten, denn dafür seien ja luftdichte Materialien nötig. Um die Beredsamkeit meines Nachbar nicht weiter anzustacheln und auch um nicht besserwisserisch zu erscheinen – dafür habe ich diesen Blog – unterließ ich es, ihm den wahren Grund dieser aufgeblasenen Tüten zu beschreiben.
Weil die heutigen Verkehrsflugzeuge in einer Höhe von ca. 10 km Höhe fliegen und das heißt in einem Atmosphärenbereich, in dem der Luftdruck nur noch etwa ¼ des normalen Luftdrucks auf der Erdoberfläche (250 hPa) beträgt, muss man dafür sorgen, dass in der Kabine ein höherer Druck herrscht aus draußen. Da den Passagieren allenfalls ein Druck zugemutet werden kann wie er etwa auf der Zugspitze herrscht, wird in der Kabine ein Druck von etwa ¾ (750 hPa) des normalen Atmosphärendrucks aufrecht erhalten. Das ist nicht ohne Einfluss auf Dinge, die in irgendeiner Weise den Normaldruck von der Erde bei sich haben. Dazu zählen beispielsweise Füllfederhalter, Zahnpastatuben und eben auch luftdicht verpackte Munchies. Beim Füllfederhalter habe ich bereits mein blaues Wunder erlebt, dass sich nicht nur über das Papier sondern auch meine Kleidung ausbretete und Zahnpasta ist mir beim Öffnen im hohen Bogen ins Gesicht gespritzt. Denn beide Flüssigkeiten standen unter Normaldruck und strebten auf spektakuläre Weise den Luftdruckausgleich an.
Die Käsegebäcktüte ließ es weniger dramatisch angehen, denn der Inhalt war nur locker verpackt, sodass die enthaltene Luft sich ausdehnen konnte, ohne den Druck allzu stark ansteigen zu lassen. Jedenfalls gab sie beim Öffnen nur ein leises pfffft von sich, was nicht weiter auffiel.
Ähnliche Effekte kann man natürlich auch bei Bergwanderungen erleben, sofern die Berge hinreichend hoch sind.
Glücklicherreise herrscht im Kopf mancher Passagiere eher Unterdruck, so dass diese im Flug nicht gleich platzen, sondern zwecks Druckausgleichs nur etwas mehr reden als bei Normald
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Stimmt, das ist eine gute Erklärung für das vermehrte Auftreten von Hohlköpfen auf Flugreisen, von denen schon Thomas Mann wusste: „Hohlköpfe sind bereit, zu sehen, was nicht da ist, und zu leugnen, was auf der Hand liegt“.
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Toller Artikel, den ich als häufiger „Zugspitzaufenthaltler“ komplett unterschreiben kann. Da explodiert auch schonmal so ein Tütchen oder wird undicht 😉
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Ja, bei 3000 m kann das schon ganz schön heftig sein. Ich habe in den Dolomiten gleich in der ersten Hütte mal eine ganze Ladung Zahnpasta ins Gesicht bekommen.
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