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Physik und Kultur

Physik und Literatur am Beispiel Arno Schmidts

Der Schriftsteller Arno Schmidt (1914 – 1979) nimmt kein Blatt vor den Mund. Seine oft bissige Art auch Schriftstellkollegen wegen deren Unzulänglichkeiten bei naturwissenschaftlichen Fragen zu  kritisieren, findet man wohl kein zweites Mal in der Belletristik .
Als ihm am 22.5.1950 von Rowohlt eine Beurteilung eines seiner Manuskripte von Hermann Hesse (1877 – 1962) zugesandt wurde, die wohl wenig schmeichelhaft für ihn ausgefallen sein muss, teilte er Hesse als „Gegengabe“ ein Urteil über dessen Werk mit, in dem es u.a. heißt: „Ein begabter Dichter; reich und fähig. Zweierlei fehlt ihm: naturwissenschaftliche Kenntniss (oder doch deren Einwirkung und Auswertung), und das Erlebnis folgender Urphänomene…“.
Und in der Kurzgeschichte: Rollende Nacht liest man:
Und wir besahen zusammen eine Zeit lang den mageren Mond, der sich im weiß gestrickten Gewölk einfror. ‚Könnten Sie mal bei Walter Scott im Original nachsehen‘, fiel mir als weitere Bestechung für ihn ein, da kommt im ‚Herzen von Midlothian‘ das Phänomen vor, dass der volle Mond breit im Nordwesten aufgeht‘.
‚Warum, gibt’s das nicht? Man ist doch letzten Endes allein.‘ –  ‚Nein!“ sagte ich bitter…‘“.
Angesichts dieser Einlassungen Schmidts erlaube ich mir, wenigstens auf eine kurze Passage aus  seinem Werk Das steinerne Herz hinzuweisen, die – hätte er es nicht selbst geschrieben und besser gewusst –  von ihm kritisiert worden wäre. So heißt es in Das steinerne Herz:
„Was heißt schon <Erhaltung der Energie>?!: ich werd Ihn‘ man ne Handvoll Pulver hinhalten: ob’s das Straßburger Münster war, oder der große Cäsar Staubundlehmgeworden?“.
Der Einwand gegen die Energieerhaltung ist hier nicht angebracht. Die Energie wird bei einer Explosion lediglich in andere Formen umgewandelt, letztlich geht sie als Wärme an die Umgebung über. Was sich ändert, ist die Entropie, die (nicht immer zutreffend) oft mit Unordnung umschrieben wird; diese nimmt bei jedem natürlichen Vorgang zu.

Zur Illustration konnte ich mit dem Straßburger Münster nicht dienen. Glücklicherweise steht es nach wie vor. Aber eine alte „Ente“, die in idyllischer Umgebung unter Abgabe von Energie an die Umgebung und damit Zunahme der Entropie zerfällt, zeigt ein ähnliches Phänomen.

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