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Marginalia, Physik im Alltag und Naturphänomene

Durchleuchtung

Am Rande einer Silvesterfeier ist die Rede von der Durchleuchtung, jener vor allem auf die Diagnose der Tuberkulose und Herzerkrankungen ausgerichteten Röntgenuntersuchung, die noch vor wenigen Jahrzehnten ein Jeder über sich ergehen lassen musste. Als Kind war ich fasziniert von dieser Möglichkeit, das Knochengerüst des Menschen sichtbar zu machen. Später erfuhr ich, dass dies mit einer kurzwelligen Strahlung gelingt, die durch den menschlichen Körper mehr oder weniger ungehindert hindurchgeht und eine dahinter aufgestellte Fotoplatte je nach der Stärke der Absorption durch das unterschiedliche Material  (Gewebe, Knochen) mehr oder weniger stark belichtet wird. Ein typisches Bild, das man vor Augen hat ist die Knochenhand.Als ich kurz nach der Unterhaltung durch einen anderen Raum ging, entdeckte ich wie eine zufällige Visualisierung des Gegenstands der Unterhaltung das auf dem nebenstehenden Foto zu sehende Bild: Ein Trinkglas wird von einem Lichtquelle „duchleuchtet“, und auf der Leinwand in Form einer Tischdecke sieht man eine wie die Knochenhand aussehende Struktur, allerdings mit mehr als fünf Fingern und gewissermaßen als Negativ.
Offenbar wird durch aktuelle Vorstellungen unser Wahrnehmungssystem so konfiguriert, dass Strukturen, die mit den aktuellen Gedächtnisinhalten in irgendeiner Weise zusammenhängen, hervorgehoben bzw. bevorzugt aus den ansonsten unwichtigen Wahrnehmungen herausgefiltert werden.
Physikalisch ist die Situation hier allerding anders. Ein transparentes Glasgefäß mit einem wellenförmigen vertikalen Profil aus dünneren und dickeren Glas wird von einer Lampe bestrahlt. Obwohl das Glas bis auf geringe Reflexionsverluste weitgehend transparent ist, zeichnet es sich als Schatten auf dem ansonsten erhellten Tisch ab. Das in diesem Bereich fehlende Licht wird vor allem durch die verdickten Stellen im Glas auf die Tischdecke fokussiert und tritt in Form fingerartiger Brennlinien in Erscheinung.

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Diskussionen

2 Gedanken zu “Durchleuchtung

  1. Lieber Joachim,
    gehe ich richtig in der Annahme, dass man heute diese Untersuchungen mit dem MRT macht?
    Dein Foto und die Erklärung dazu ist wieder sehr interessant und lehrreich!👍

    LG Babsi

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    Verfasst von kunstschaffende | 4. Januar 2018, 13:20
    • Liebe Babsi,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Zu deiner Frage: Auch heute noch werden Röntgenaufnahmen des Körpers gemacht. Bei der MRT (MagnetResonanzTomographie) werden mit Hilfe von Magnetfeldern und Radiowellen Schichtaufnahmen des Körpers erzeugt. Dadurch wird der Körper keiner Strahlenbelastung ausgesetzt, wie es bei Röntgenaufnahmen der Fall ist. Bei der heute ebenfalls oft eingesetzten CT (ComputerTomographie) ist die Röntgenstrahlenbelastung im Allgemeinen sogar noch größer. LG, Joachim.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 4. Januar 2018, 13:47

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