Manchmal ziehen auch kleine Fussel, die normalerweise übersehen werden, die Aufmerksamkeit auf sich. In dieser Gegenlichtaufnahme, in der es vielmehr auf die Gelb-Rot-Färbung eines Opalglases ankam, drängt sich aber der Fussel keck ins Zentrum, sodass er nicht übersehen werden kann. Und wenn man auf diese Weise schon mal gezwungen wird, den Fussel in den Blick zu nehmen, fällt auf, dass der sehr dünne Faden farbig strukturiert zu sein scheint. Es könnte sich um eine Beugungserscheinung handeln, wie man sie auch bei Spinnennetzen beobachten kann. Außerdem scheint der Fussel wie von einer Korona gekrönt zu sein. Es lassen sich zumindest schemenhaft zwei Beugungsordnungen ausmachen. Die Ursache für diese Korona, die normalerweise durch winzige, weitgehend gleichgroße Partikel von der Größenordnung der Wellenlänge des Lichts hervorgerufen werden, kann ich jedoch nicht ausmachen. Möglicherweise sind Pollen auf der Fensterscheibe, durch die das Licht ins Zimmer scheint, dafür verantwortlich. Wie so oft, wurden diese Marginalia erst bei der Betrachtung des Fotos festgestellt.
Hoch interessant, diese Corona. Wirst du das Experiment mal ohne dazwischenliegendes Fenster wiederholen?
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Vielen Dank für dein Interesse an dem Phänomen. Ich werde vermutlich im Sommer, wenn die ersten Pusteblumen ihre filigranen Fallschirme auf Reisen schicken auf Strukturfarben zurückkommen, von denen ich glaube, dass sie einen ähnlichen Ursprung haben könnten. Die Fusselkorona konnte ich vorerst nicht reproduzieren. Wer weiß, welcher Zauberer mir diesen Fussel an den Finger gesteckt hatte.
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Genau, es war ein Zauberer. Und wozu? Um diesem Phänomen nachzugehen. So kommt die Wissenschaft voran 🙂
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Aber der Zauber bleibt. Für mich unterliegt eine naturwissenschaftliche Erklärung nicht notwendig dem Verdikt der Entzauberung im Sinne Max Webers. Es kommt darauf an, wie weit man den Reduktionismus treibt. Eine Erklärung kann ja dem Zauberhaften durchaus eine Dimension hinzufügen, sodass es dadurch zu einer Wiederverzauberung kommt. 🙂
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o ja! Nur so, den Zauber tiefer erfassend, kommt die Wissenschaft voran.
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das Glück der kleinen Dinge…
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Im wahrsten Sinne des Wortes. Mich erinnert das spätere Betrachten von Bildern und das Entdecken von Details, die man beim Fotografieren gar nicht gesehen hat an den damaligen Kultfilm „Blow up“.
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witzig! Gerade vor drei Tagen erinnerte ich mich an diesen alten film https://gerdakazakou.com/2018/01/11/blow-up-der-palmengeist/
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Stimmt, das fiel mir auch auf und ließ mich einen Moment lang an die Synchronizität der Ereignisse glauben, bis mich meine wissenschaftliche Sozialisation wieder zur Ordnung rief.
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