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Marginalia, Physik im Alltag und Naturphänomene

CROs Pandamaske im Gebirgsbach?

Wieder einmal erhielt ich ein Foto von Bernd Heepmann, das von seinem ausgezeichneten Blick für Natur- und Alltagsphänomene zeugt. Er sieht in dieser Pareidolie „die „Pandamaske“ des bei Jugendlichen beliebten Rappers ‚CRO‘“ und weist darauf hin, dass die beiden Kiesel in den Augenhöhlen für die Entstehung verantwortlich seien.
In der Tat kann man davon ausgehen, dass die Löcher dieses Resteises an einem Bergbach durch die nunmehr als „Augen“ fungierenden Steine hervorgebracht wurden. Wie man leicht erkennt ist die Eismaske weitgehend von der Umgebung isoliert. Sie ist zu großen Teilen von Luft umgeben, die eine geringe Wärmeleitfähigkeit besitzt und daher den Schmelzprozess hinauszögert. Nur dort wo zufällig die beiden Steine die Eisschicht berühren, können Energie durch Wärme von den bereits unter den Gefrierpunkt abgekühlten Steinen auf die Maske übertragen und Löcher hineingeschmolzen werden. Es ist halt die Wirkung der glühenden Augen :-).
Wie schön häufiger in diesem Blog (z.B. hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier) zeigt sich wieder einmal, dass die interessantesten Strukturbildungsprozesse vor allem in der Nähe des Gefrierpunkts des Wassers auftreten. Darin kann man wieder einmal ein Beispiel der Beobachtung von Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799) sehen, dass „auf der Grenze … immer die seltsamsten Geschöpfe“ vorzufinden sind.

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Diskussionen

8 Gedanken zu “CROs Pandamaske im Gebirgsbach?

  1. Eine Grenze (räumlich) bezeichnet für mich einen Nicht-Ort, was ja durchaus nicht heißt, dass er nicht existiert. Nicht-Orte sind für mich ein wunderbares Thema. Über zeitliche und physikalische Grenzen habe ich so noch nicht nachgedacht. Ich muss mich unbedingt noch mal mit Lichtenberg beschäftigen.

    Da mir CRO’s Pandamaske nichts sagt, hätte ich bei dem fotografierten Phänomen an ein Zwillingsspiegelei gedacht. Eier mit zwei Dottern sind auch selten, und dass jemand daherkommt, und die beiden Dotter verschlingt, überrascht mich in dieser gefräßigen Welt wenig.

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    Verfasst von christahartwig | 20. März 2018, 06:49
    • Wenn die Bezeichnung „Nicht-Ort“ im Sinne von Marc Augé (non-lieu) nicht schon besetzt wäre, würde diese Bezeichnung sehr gut passen. Lichtenberg war ja nicht nur Physiker, sondern auch Aufklärer und hat die „Grenze“ durchaus nicht nur im physikalischen Sinn im Blick. Lichtenberg lohnt sich in jedem Fall. Seine Sudelbücher sind eine Milchstraße von funkelnden Einfällen und Wahrheiten.
      Die Cro-Pandamaske habe ich vorher auch nicht gekann und nach der Zusendung des Fotos gegoogelt und muss sagen, dass schon eine gewissen Ähnlichkeit besteht. Zum Glück war ich dadurfch voreingenommen, sodass die Spiegeleiger gar nicht erst ins Bewusstsein kamen. Mir kam es hier wieder auf darauf an, die Ursprünge dieser Strukturbildung darzulegen.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 20. März 2018, 11:57
      • Das habe ich natürlich begriffen, dass es Dir auf das physikalische Phänomen ankam. Der Begriff des Nicht-Ortes kommt nicht nur bei Marc Augé vor. Man könnte natürlich auch Niemandsland sagen – darauf hat nun wirklich niemand ein Copyright, aber da sind wir schon in einem sehr bildhaften Bereich, dem eines Sehr-wohl-Ortes zwischen zwei Grenzen.

        Die Sudelbücher, genau! Endlich oben auf die Liste setzen!

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        Verfasst von christahartwig | 20. März 2018, 17:29
      • Weitere zahlreiche Aspekte zur Grenze, Grenzüberschreitung u.ä. findet man übrigens bei Christiaan L. Hart Nibbrig in seinem Buch „Übergänge“. Falls du es nicht schon kennst, es ist sehr zu empfehlen.
        Hier eine Kostprobe:
        „Zwischen: eine Konfusion, Trennwand und Brücke, Lücke und Propf. Wie das numinose, unscheinbarste und abgegriffenste Wörtchen – UND. Wie jeder Gedankenstrich, sofern er die Denk-Pause ist, die er signalisiert, Kitt zugleich und Trennungszeichen, Getrenntes verbindend, Verbundenes trennend. Zwischen: eine Grenze, die, versucht man sie festzuhalten, zu wachsen beginnt, zum Zwischenraum sich weitet, wo Platz ist für alles und nichts. No man’s land, zwischen den Grenzen. Eldorado für Schmuggler und Interpreten. Was ihnen von Wichtigkeit ist, etymologisch ihr INTER-ESSE, ist immer: dazwischen. Zwischenhändler sind es – interpretari, ein lateinisches Deponens, schwebend zwischen passiver Form und aktivem Sinn -, ohne die Ware, die sie vermitteln, je selber berührt haben zu müssen“.

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        Verfasst von Joachim Schlichting | 21. März 2018, 16:31
      • Vielen Dank für diesen Literaturhinweis. Ich möchte mich diesem Thema wirklich mit Ruhe und sehr umfassend widmen. Im Moment sammle ich erst einmal alles, was – wenn auch nur im weitesten Sinne – zum Thema gehört – vom Tier, das kein Meerestier mehr aber auch noch kein Landtier ist, bis zu Sahra Wagenknechts Zuspitzung, der Kapitalismus sei notwendige Form einer Übergangsgesellschaft., von Gordon Matta-Clark’s “Reality Properties: Fake Estates” bis zu meinem Kleinkinderglauben, Stalin habe in einem ganz schmalen Haus in Ost-Berlin gewohnt.

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        Verfasst von christahartwig | 21. März 2018, 18:49
      • Verstehe ich gut und ich will jetzt nicht meine immer länger werdende Todo-Liste dagegen halten. Ich stimme mit deiner zumindest implizit durchschimmernden Auffassung überein, dass bestimmte „Denk-Muster“ nicht auf einen kleinen Bereich (Physik, Gesellschaft etc.) beschränkt sind, sondern eine universelle Charakteristik haben.

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        Verfasst von Joachim Schlichting | 21. März 2018, 19:01
  2. ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich deinen Blog, diese feine Mischung aus Aufklärung und Poesie, genieße.

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    Verfasst von gkazakou | 20. März 2018, 10:41

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