Obwohl die geometrische Idealgestalt des Kreises in der Natur nicht vorkommt, gehört das Kreisförmige zu den wesentlichen Bauprinzipien in den unterschiedlichsten Bereichen und Größenordnungen. Denn der Kreis realisiert das ökonomische Prinzip einer gegebenem Fläche mit dem kürzest möglichen Umfang und damit der kürzesten Grenzlinie. Da die Ausbildung von Grenzen meist mit größerem Aufwand an Energie und Materie verbunden ist, sind kurze Grenzen von Vorteil.
Das entsprechende Pendant im Räumlichen ist die Kugel. Sie begrenzt ein Volumen mit der kleinsten Grenzfläche.
Wenn Bienen ihre Waben für Nachwuchs und Nachschub bauen, schaffen sie zwar keine Kugeln aber unter den gegebenen Randbedingungen – vor allem der einfachen Zugänglichkeit – das Zweitbeste, zylinderförmige Einheiten: von kreisförmigen Wänden begrenzte Volumina. Da diese rein topologisch gesehen nicht ohne Zwischenraum nebeneinander aufgereiht werden können, werden unter dem Druck der Verhältnisse und der anfänglichen leichten Verformbarkeit des Baumaterials die Kreise zu Sechsecken, die die Fläche ohne Zwischenraum auszufüllen vermögen.
Der Übergang von aneinandergrenzenden kreisförmigen Einheiten in sechseckige entsteht ohne konstruktive Anstrengung der Bienen, also gewissermaßen „von selbst“. Dass dies wirklich so ist, davon konnte ich mich vor einigen Tagen überzeugen, als ich einen Haushaltsgegenstand mit einem Spülmittel reinigte und diesen plötzlich von sechseckig begrenzten Seifenblasen umgeben vorfand (unteres Foto).
An dieser Stelle sei mir die folgende Bemerkung gestattet: Leider ist die Geschirrspülmaschine dabei, das Geschirrspülen vollends zu verdrängen auch in Single-Haushalten. Dadurch entgehen den Menschen zahlreiche eindrucksvolle Phänomene. Neben dem hier beschriebenen weise ich noch auf diesen und diesen Beitrag hin. Es ist ähnlich wie der Verlust an Eisblumen infolge der Verdrängung der Einfachverglasung durch Isolierverglasung.
Wachsame Augen!
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Oder: Déformation professionelle!
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Ganz zu schweigen von den zwischenmenschlichen Geschirr-Abwasch- Abtrock- Gesprächen und den sauber, weichgespülten Händen.
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Ganz meiner Meinung. Aber mit dieser Auffassung komme ich bei den meisten Freunden und Bekannten nicht an.
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Wow, das waren wieder sehr spannende, für mich neue Gedanken. Wie schon so oft kann ich nur meinen Dank sagen. Und beim Spülen: Immerhin gibt’s ja immer noch das „feine“ Geschirr, dass händische Arbeit benötigt 🙂
Liebe Grüße!
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Herzlichen Dank für deine positive Einschätzung. Was dein Hinweis zum Spülen betrifft, so könnte das die Hoffnung nähren, dass die alte Kulturtechnik doch noch nicht so schnell verlorengeht. Auch dir ganz liebe Grüße.
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Feine Gläser reinigt man solo, alles andere wäre absurd.😀
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Das hat den schönen Nebeneffekt, die Vorgänge die in der Spülmaschine im Verborgenen stattfinden ans Tageslichtzu bringen und sich – wie in diesem Fall – über die Phänomene zu freuen. 🙂
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