Wenn man an einem hellen Tag vor einem Schaufenster steht, sieht man oft vor allem die hinter einem befindliche Außenwelt darin gespiegelt und nicht die Innenwelt hinter der Scheibe. Schuld daran ist die Überlagerung des von den innen befindlichen Gegenständen ausgehenden, vergleichsweise spärlichen Lichts mit dem an der Scheibe reflektierten Licht der äußeren Umgebung.
Bei einer hell beleuchteten Umgebung ist trotz des relativ geringen Anteils des an der Scheibe reflektierten Lichts dieses dominanter als das von innen kommende Licht, sodass man statt der Innenwelt vor allem die Außenwelt sieht. Nur dort wo man mit dem eigenen Körper im Wege ist, sodass das von außen kommende Licht die Scheibe nicht erreicht, im eigenen Schatten also, hat man in der Regel ein ideales Guckloch mit dem Umriss der eigenen Gestalt.
Manchmal fühlt man sich veranlasst, diesen Bereich noch zu vergrößern, indem man die Augen dicht vor die Scheibe bringt und mit beiden Händen die Querschnittsfläche des Schattenbereichs soweit wie möglich vergrößert.
Auf dem vorliegenden Foto wollte ich mir vor Eintritt in ein Restaurant in der schönen Stadt Bern mit einer großen Glastür das Innere vorher anschauen und griff zu diesem Trick zurück. Ich musste mit meinem Körper als Schattengeber die Glastür gewissermaßen abscannen, um einen umfassenden Einblick ins Innere zu erlangen. Das durch meinen Körper in das reflektierte Bild der Außenwelt geschnittene Guckloch zeigt einige Details des Innenlebens. Die wie Strapse an den Beinausschnitten anmutenden Streifen sind nichts anderes als die Beine eines im Restaurant befindlichen Stuhls. Interessanterweise wird Bereich der Durchsichtigkeit noch dadurch vergrößert, dass das „schwarze Loch“ hinter dem Fenster des gegenüberliegenden Gebäudes ebenfalls kaum Licht abgibt und daher an der entsprechenden Stelle der Scheibe auch kaum etwas gespiegelt werden kann. Rechts im Bild hat man dank einer Säule vor dem Laden einen ganzen Bereich, der vom den Spiegelungen der Außenwelt verschont wird und einen ungestörten Einblick erlaubt.
So verzwackt können alltägliche Erscheinungen sein, wenn man sie verstehen möchte.
Sehr schön! Danke.
LikeLike
Das freut mich.
LikeGefällt 1 Person