Ausgerechnet auf einer Diestel lässt sich die Holzwespen-Schlupfwespe nieder, so als wollte sie sich mit den noch im Wachstum befindlichen Stacheln der Pflanze messen. Der lange nach hinten ragende Stachel ist zwar in Wirklichkeit ein Legebohrer, aber notfalls setzt das Tierchen ihn auch zur Verteidigung ein. Ein „Bohrstich“ damit soll ganz schön schmerzhaft sein. Und was wäre auch eine Wespe, wenn sie nicht stechen könnte. Mit dem Bohrer vollbringt das Weibchen der Holzschlupfwespe eine unglaubliche Aktion. Nachdem sie unter Einsatz ihrer langen Antennen Vibrationen von Larven der Holzwespen im Holz wahrgenommen und präzise lokalisiert hat, bohrt sie ein Loch ins Holz bis sie zur Larve vorgedrungen ist. Auch wenn dazu bis zu einer halben Stunde und mehr Zeit nötig ist, kann man sich nicht genug darüber wundern, wie das diesem kleinen Tierchen mit dieser flexiblen Bohrröhre gelingt. (Ich konnte leider bisher nicht in Erfahrung bringen, welche Bohrtechnik eingesetzt wird. Bei einem hohlen Bohrer ist die Frage ja nicht ganz trivial.) Sie vermag damit sogar kurvenförmige Löcher durch das Holz zu treiben. Einen solchen Bohrer sucht man im technischen Bereich der Menschen vergeblich.
Anschließend betäubt sie die Larve und legt mit Hilfe des hohlen Legebohrers ein Ei darin ab. Nachdem die eigene Larve geschlüpft ist, wächst diese heran, indem sie sich parasitisch von der Wirtlarve ernährt.
Man muss sich schon wundern, welche aus menschlicher Sicht skurril anmutenden Operationen in der Natur vorkommen. Die Wirklichkeit übertrifft hier einmal mehr die Fantasie.
Das passt wunderbar zu Klaus Lunas Buch über “ Warnen, Tarnen, Täuschen“.
Diese Wespe, so bin ich mir sicher, kann berechnen, ob sich ein Bohren lohnen würde, d.h. ob sie die Larve erreichen kann.
Manchmal – und jetzt wird es unappettitlich, können Würgeschlangen nicht so leicht abschätzen, ob eine Beute doch nicht zu groß ist. In einem solchen Fall müssen sie die Beute wieder herauswürgen.
Zurück zur Wespe: Diese winzigen Tiere haben offenbar alles, um ihre Wahl treffsicher zu machen. Ihre vergleichsweise geringen Neuronenmengen leisten das. Wie ich lernte, auch durch Mehrfachnutzung dieses „Pakets an Neuronen“. Immerhin: Sie müssen mit diesen Neuronen nicht philosophieren oder ein „Ich“ erzeugen. Es genügt, zu fliegen, Nahrung zu suchen, Paarungsrituale zu vollziehen ect. Das ist Aufwand genug.
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Vielen Dank für deine Hinweise. Ich habe gelesen, dass die Wespe trotz des „Ertasten“ des Opfers auch noch Probebohrungen macht. Als ich sie auf der stacheligen Blüte antraf, wirkte sie ziemlich relaxed, so als hätte sie eine erfolgreiche Bohrung hinter sich. Ist das nicht alles faszinierend? Gruß, Joachim.
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Mehr als das 🙂
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dh, die Holzschlupfwespe benutzte die Larven der Holzwespe…. O my god!
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Genau so ist es. Und meine erste Reaktion war der deinen vergleichbar. Es ist sogar so, dass die Holzwespenlarve nur betäubt wird, damit sie bis zum Heranwachsen der Schlupfwespenlarven „frisch“ bleibt. Es wird nur soviel Nahrung entnommen, dass sie nicht stirbt. Das passiert dann anschließend, wenn sie ihre Schuldigkeit getan hat. Mit menschlichen Maßstäben ist das wohl nicht zu beurteilen. Als ich den großen Stachel sah, hatte ich schon gleich den Verdacht, dass ich hier ein kleines Monster vor der Linse hatte.
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So etwas ist nicht unüblich in der Insektenwelt!
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Mein Comment vor 21 Stunden ist nicht angekommen, Joachim?!
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Doch, allerdings fand ich ihn erst, nachdem du gefragt hast. Sorry!
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Nicht schlimm.
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