Jeder hat Erfahrungen mit größer werdenden Kreisen. Dafür genügt es schon, daß er Zeuge war, wie ein Stein in ein Wasserbecken fiel. aber niemand hat Kreise gesehen, die vom Horizont ausgegangen und in ihrem eignen Mittelpunkt verschwunden sind.
Caillois, Roger (1913 – 1978): Steine. München 1983.
An einem scheinbar rein mechanischen Beispiel kommt in dieser schlichten Feststellung die Irreversibilität natürlicher Vorgänge zum Ausdruck. Irreversibiltität als Ausdruck des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik gilt nicht nur in der Thermodynamik im engeren Sinne. Vielmehr ist die reibungsfreie Mechanik, wonach die Ringe am Ufer reflektiert wieder zurückkommen und der Stein wieder aus dem Wasser hochschnellt, eine extreme Idealisierung der Wirklichkeit – ohne die allerdings die Entwicklung einer quantitativen physikalischen Beschreibung der Welt im neuzeitlichen Sinne nicht möglich und denkbar wäre. Erst vor dem idealen Hintergrund einfacher physikalischer Gesetzmäßigkeiten lässt sich die wirkliche Welt in definierten Abweichungen von der Idealität physikalisch beschreiben.
Wie sollte das gehen: Das Ufer ist immer ungleichmässig geformt, also nicht rund. Also könnten sich zurücklaufende Wellen nicht im ausgehenden Punkte X treffen.
Das Problem (oder Tatsache) der Unumkehrbarkeit: Es kann ja keinen Prozess geben, der nicht Energie verbraucht.
Man stelle sich vor: Kreisrundes Ufer und auf ewig würden sich die Ringe aufschaukeln und wieder zusammenfinden im Punkte X und dann erneut das gleiche Spiel.
Gottseidank gibt es einen „Vektor“ :-), einen Ablauf.
Danke für diese Contemplation!
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In der reibungsfreien (Newtonschen) Mechanik sind alle Vorgänge reversibel. Rein mathematisch gesehen, könnte die Welle an einer beliebig geformten Küste ohne Einbußen reflektiert werden. Aber das wäre nicht unsere Welt. Unsere Welt ist irreversibel. Es wird – wie du richtig bemerkst – Energie verbraucht in dem Sinne, dass sie ähnlich wie verbrauchtes Wasser, nicht noch einmal zum selben Zweck gebraucht werden kann.
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Jetzt kann ich in Worte fassen, weshalb mich schon als Jugendliche das schnelle Zurückspulen von Filmen erfreut hat: es war nicht nur der unnatürliche schnelle Verlauf und die Abfolge, die mich amüsierte – es war auch die Freude am „Unmöglichen“😉 Sonnigen Sonntagsgruß
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Das ist eine sehr schöne Beobachtung und vor allem einleuchtende Deutung, der ich mich sofort anschließen kann: Die Freude am Unmöglichen. Man überlistet den Lauf der Zeit. Vielen Dank für diesen Hinweis und ebenfalls einen sonnigen Restsonntag!
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