… manchmal auch dort, wo man ihn nicht erwartet.
Ein aufmerksamer Beobachter von (physikalischen) Alltagsphänomen, Rainer Wirz, hat mal wieder ein auf den ersten Blick rätselhaftes Foto geschickt, auf dem ein Phänomen zu beobachtete ist (siehe Foto), das er folgendermaßen beschreibt: „Beim sommerlichen Frühstück um 08.00h blickte ich vom Balkon aus auf das Toilettenfenster an der Nordseite unseres Hauses und wunderte mich plötzlich über die beiden entgegengesetzt fallenden Schatten – einerseits des kleinen Überhangs der Fensterbank im Streiflicht und andererseits der beiden Gitterstäbe vor dem Fenster. Als aktive Lichtquelle war nur die pralle Morgensonne aus dem Osten vorhanden, die den dazu passenden Schatten des kleinen Fensterbanküberhangs auf die Hauswand zeichnete.“
Der nahezu streifende Einfall des Sonnenlichts zeigt, dass die der Strahlungsrichtung gegenüberliegende Seite der Fensterleibung in einem schmalen Streifen vom Sonnenlicht getroffen wird. Dieser erhellte Streifen der weißen Wand wirkt wie eine nahezu linienhafte Lichtquelle. Sie beleuchtet u.A. die gegenüberliegende Seite der Leibung, wie man an der deutlichen Aufhellung erkennen kann. Die beiden in diesem Licht liegenden Gitterstäbe blenden einen ihrer Ausdehnung und Orientierung entsprechenden Lichtstreifen daraus aus, was sich in entsprechenden Schattenlinien auf der dahinter liegenden Seite der Leibung bemerkbar macht. Dass der Effekt so deutlich ausfällt, ist auch der großen Intensität des Sonnenlichts zu verdanken, die dem schmalen beleuchteten Streifen zu einer beachtlichen Lichtintensität verhilft. Denn wie es in Goethes Götz von Berlichingen bereits heißt: „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.“ (Götz von Berlichingen. Erster Akt – Jagsthausen. Götzens Burg/Götz).
Dies ist übrigens ein weiteres Beispiel dafür, dass Goethes dichterische Metaphorik stark geprägt wird von seinen naturwissenschaftlichen Forschungen insbesondere im Bereich der Farbenlehre.
…“die Fensterleibung auf der dem Beobachter abgewandten Seite voll im Sonnenlicht liegen muss“
Man sieht am Rande der Leibung gleissendes Weiß, was darauf deutet, daß diese unter starker Sonneneinstrahlung liegt.
Allerdings sind mir die zwei unterschiedlichen Winkel der oberen Stabschatten ein Rätsel.
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Das von dem schmalen erleuchteten Streifen in der Leibung ausgehende Lichtbündel trifft die Stäbe jeweils unter geringfügig unterschiedlichem Winkel, sodass auch der Winkel der Schatten entsprechend differiert.
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Das muß so sein, ja. Hilfreich für mich wäre eine entspr. Zeichnung…aber nein, ich kann mir das vorstellen!
Danke!
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Der erhellte Streifen an der Fensterleibung wirkt gewissermaßen wie eine aufrecht stehende Leuchtstoffröhre. Vielleicht hilft dies zur Veranschaulichung. Ich wüsste nicht, wie man im Kommentar eine Zeichnung unterbringen könnte.
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danke auch für die Präzisierung im Kommentar.
dass jeder Gegenstand, den wir sehen, auch eine Lichtquelle sein kann – welch große Einsicht und hier wunderbar dokumentiert!
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Merci!
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