Manchmal ist auch der geschmacklich fragwürdigsten Situation noch etwas Interessantes abzugewinnen. Als ich in ein Schaufenster mit einem merkwürdigen Sammelsurium von Gegenständen blicke, bleibe ich an einem eher kitschigen „Exponat“ (Foto) hängen. Es offenbart ein interessantes physikalisches Phänomen, das man nicht alle Tage zu sehen bekommt! Es besteht darin, dass in dem oben halbkugelförmig abgeschlossenen Glasgefäß, das eine hell leuchtende Glühlampe enthält, eine reelle Abbildung der Glühwendel gewissermaßen frei im Raum schwebt.
Auf den feinen Unterschied zwischen „real“ und „reell“ kommt es hier an. Im Unterschied zur realen Glühwendel würde man sich an der reellen Wendel nicht stoßen. Sie ist immateriell und daher unfühlbar, wenn man einmal davon absieht, dass man sich theoretisch an ihr die Finger verbrennen könnte. Denn an dieser Stelle wird das von der realen Wendel ausgestrahlte Licht teilweise wieder in Form einer reellen Glühwendel konzentriert. Teilweise deshalb, weil nur das an der Glaswand reflektierte Licht daran beteiligt ist und das ist nicht viel, denn das meiste Licht geht durch das Glas hindurch.
Und wie kommt es zu dieser selten bemerkten und noch seltener beschriebenen Art einer optischen Abbildung? Schuld ist der kugelförmige Glasabschluss der Glashaube. Der führt dazu, dass das Licht der Glühwendel an dessen Innenwand so reflektiert wird, dass sich die zurückgeworfenen Strahlen wieder zu einem Lichtgebilde zusammenfinden, das von geringen Abweichungen abgesehen (keine perfekte Kugel, Abweichung der Wendel vom Mittelpunkt dieser Kugel etc.), wieder zu einem wendelförmigen Gebilde führt.
Übrigens tritt auch in der Glühlampe selbst ein reelles Bild der Wendel auf – reflektiert an der Glaswand der Lampe. Dort hängt es aber ziemlich zusammengedetscht unter der Kuppel. Und da der Intensitätsunterschied zwischen realer und reeller Wendel extrem groß ist, kann man in einem Foto jeweils nur eines von beiden gut abbilden. Entweder man erhält eine gut erkennbar reale Wendel, dann ist die reelle so lichtschwach, dass man sie nur noch erahnen kann. Oder man bekommt eine erkennbare reelle Abbildung, aber muss eine völlig überbelichtete reale Wendel in Kauf nehmen. Für letzteres habe ich mich im vorliegenden Foto entschieden, weil das reelle Abbild in seiner elfenhaften Flüchtigkeit etwas so Besonderes ist, dass man das weitlich bekannte Reale auch mal etwas schäbig behandeln kann.
Und das übrige Lichtgewusel im Glas? Es sind auch Reflexionen, aber hier wird es schwierig, eine Ordnung hineinzubringen. Oder fühlt sich jemand dazu berufen, es zu tun?
imponiert mir.
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Ich sehe ein Tuch neben einer Bibliothek? Dann ist neben der Bibliothek etwas Blaues, auch ein Vorhang?!
Natürlich auch die roten Flecken des Stuhlbezugs. Deckenleuchten.
Das sind die mehr offensichtlichen Dinge. 🙂
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Da fällt mir die Aussage Goethes ein: „Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht “ 🙂
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