Auf einer Bahnfahrt in den Abendstunden bot sich mir während zwei Stunden ein faszinierendes Schauspiel am westlichen Abendhimmel dar. Zunächst traten erste Zirren auf; teilweise gingen sie aus Kondensstreifen von Flugzeugen hervor. Dann tauchte die Sonne, die es plötzlich mit dem Untergehen sehr eilig zu haben schien, in diese Bewölkung ein und machte die Betrachtung wesentlich angenehmer. Sie war aber nicht allein, zu beiden Seiten zog sie im selben Abstand zwei Nebensonnen mit sich herab. Es sah aus als würde sie diese an der Leine führen. Im angloamerikanischen Sprachraum ist daher auch von sundogs, Sonnenhunden, die Rede.
Während der Fahrt, boten die Nebensonnen ständig wechselnde Anblicke. Die rasante Entwicklung der Zirrusbewölkung ließ sie in immer neuen Gewändern erscheinen sowohl was die Form als auch die Farbe betrifft.
Eine zusätzlicher Reiz, der der Betrachtung auch noch den Charakter eines Versteckspiels verlieh, bestand in der Dynamik meines Beobachtungpostens. Denn dieser war meist nicht in Ruhe, sondern in rasanter Bewegung, mit der folgenden Konsequenz: Je tiefer dieses „Sonnensystem“ sank, desto mehr verschwand es in nicht voraussehbarer Weise hinter Bäumen, Sträuchern und Gebäuden, um plötzlich mehr oder weniger stark verändert wieder aufzutauchen. Manchmal wurde der Anblick durch semitransparente Bäume optisch gesiebt; dann sah man durch diese natürlichen Siebe hindurch farbige Lichtfetzen huschen, die sich kurz danach wieder zu einer imposanten Himmelserscheinung aufrichteten.
Die Zeit verging wie im Fluge und war mehr als ein Ersatz für die vergessene Reiselektüre.
Wer sich dafür interessiert, wie es zu der Naturerscheinung der Nebensonnen kommt, erhält hier eine kurze Information. Häufig verfangen sich die Nebensonnen auch in Kondensstreifen von Flugzeugen.
Nebensonnen, klingt wie Nebenfrauen 😉
Muß ich mir morgen im Zusatz anschauen, lieber Joachim!
LikeGefällt 1 Person
Dieses Phänomen habe ich schon mehrfach beobachtet und mich über die Spektralfarben gewundert. Vielen Dank für den Link mit der Erklärung dafür!
LG Franz
LikeGefällt 1 Person
Es gibt viele Leute, die das Phänomen noch nicht einmal bewusst wahrgenommen haben, was vermutlich daran liegt, dass man irgendwie gegen die Sonne blicken muss. LG, Joahim
LikeGefällt 1 Person
Wenn man sich mit Mimikry beschäftigt (ich erwähnte Klaus Lunas Buch), dann wird man gewahr, daß scheinbar (!) Insekten und Pflanzen um Naturphänomene „wissen“. Die Mimkry-Systeme rechnen manche physikalischen Besonderheiten ein, etwa beim simplen Beispiel der Ausgestaltung eines „Auges“ auf einem Insektenkörper. Dann ist oft sogar ein Lichtreflex wie bei einer Pupille Teil der Darstellung eines Auges!
Weitere womöglich komplexere Beispiele wird es geben, sind mir im Moment nicht direkt in Erinnerung..
LikeGefällt 1 Person
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an den Beschreibung einer Orchidee von Jürgen Dahl, die nicht nur das Gesicht eines Löwen hat, sondern auch so stinkt wie dieser. Ich werde bei Gelegenheit mal versuchen, das Buch und die Textstelle zu finden.
LikeGefällt 1 Person
Ja, diese Art Mimikry ist mir geläufig.
Leider weiß ich nur im Prinzip, wie Mimikry funktioniert, durch Co-Evolution eben, dennoch stellt mich das nicht zufrieden.
LikeGefällt 1 Person
Lieber Joachim,
noch nie habe ich dieses Phänomen gesehen, es ist super spannend!
Dein Beitrag ist wieder mal sehr sehr interessant und lehrreich und ich werde jetzt Ausschau danach halten!
Wünsche Dir einen angenehmen schönen Abend!
LG Babsi
LikeGefällt 1 Person
Danke, liebe Babsi. Die Nebensonnen sind zum Glück ein relativ häufiges Phänomen, sodass die Chancen, es zu sehen, relativ groß sind. Du solltest bei Sonnenschein und dieser filigranen Zirrusbewölkung einfach mal in Richtung Sonne schauen, dann wird es dir gewiss über den Weg laufen. Auch dir einen schönen Abend. LG, Joachim.
LikeLike