Als ich mich in einem ganz normalen Hotel in einer deutschen Kleinstadt den Fahrstuhl meidend durchs Treppenhaus zum Frühstück begebe, überkommt mich plötzlich der Eindruck von Fossilien umgeben zu sein. Der Eindruck täuscht nicht, es ist wirklich so. Ein Innehalten, ein Blick auf die Fliesen des Bodens offenbaren vom Erdgeschoss bis zum 4. Stockwert eine ganze Palette geschliffener Ammoniten (unteres Foto), wie das hier dargestellte Prachtexemplar (oberes Foto). In diesem Moment rückt das Frühstück in den Hintergrund. Ich eile ins Zimmer zurück, um den Fotoapparat zu holen und das Phänomen festzuhalten – skeptisch beäugt vom Reinigungspersonal, das einen fußbodenorientierten Gast vorher wohl noch nicht erlebt hat: Hat unserere schöne Stadt nicht genug besserer Motive?
Die Natursteinfliesen wurden offenbar in einem Steinbruch aus einem Felsen geschnitten, der vor Jahrmillionen einmal ein Strand mit zahlreichen Kopffüßern gewesen sein muss, der nach dem Absterben der Tiere infolge erdgeschichtlicher Prozesse zu diesen Versteinerungen führte.
Was man ansonsten in Mineraliensammlungen und Museen zu sehen bekommt und womöglich nicht berühren darf, wird hier seit vielen Jahren mit Füßen getreten.
Ja, das ist enorm!
Prächtige Farben.
So begann mal alles und führte hin zu uns, der herrschenden Tierart auf Erden. Und dabei gab es mal eine Zeit, in der es nur mehr ein paar tausend Individuen „von uns “ gab. Ich meine die Toba-Katastrophe vor 70.000 Jahren.
Danke fürs Zeigen!
Guten Morgen, Joachim, Ammoniten sind für mich nicht nur als Naturobjekt sondern immer wieder auch als Zeichenobjekt interessant. Ich mag die klare Form der Spirale. Hast du dich eigentlich schon mal mit der Spiral Jetty von Robert Smithon beschäftigt? Diese Form von Landart hat mich sehr beeindruckt.
Einen schönen Tag von Susanne
Hallo Susanne, Spiralen sind in der Tat beeindruckende Gebilde, nicht nur in der Natur, der Mathematik und der Kunst, sondern auch als Objekte der Kontemplation. Ich hätte gern einmal die Spiral Jetty besichtigt, aber dazu ist es bisher nicht gekommen, auch wenn der Salzsee mich noch in anderer Hinsicht interessiert. Neben Robert Smithon finde auch Andy Goldworthy in vielen seiner LandArt-Objekte beeindruckend. Nach einer längeren Wanderung auf dem Hermannsweg komme ich jetzt erst dazu dir für den Wunsch zu danken. Der schöne Tag ist voll in Erfüllung gegangen. Liebe Grüße, Joachim.
Ja, Joachim,
Andy Goldworthy gehört auch zu meinen Favoriten.
In meiner Masterarbeit bin ich bei der romantischen Auffassung von Landschaft angelangt und schreibe vom Zeichner als Subjekt. Die damals neue Art der Innerlichkeit in der Landschaft fasziniert mich und es macht Spaß zu recherchieren und zu schreiben.
Liebe Grüße von Susanne
Das ist ja interessant, liebe Susanne; ich würde mich freuen, wenn du mir später mal ein PDF deiner Masterarbeit zukommen lassen könntest. LG, Joachim.
Gerne, Joachim, ich bin gestern in Dresden im Studiensaal des Kupferstichkabinetts gewesen und habe mir zwei Kästen Horny angeschaut. Sehr eindrucksvoll, die Handschrift eines Künstlers zu entdecken. LG,Susanne
ein herrlicher Fund! Was für eine fanzinierende Vorstellung, dass diese Form vor Jahrmillionnen an einem Strand von Lebewesen ausgebildet wurde – dass es also ein Meer gab dort, wo jetzt das deutsche Mittelgebirge sich breitet. Oder seh ich das falsch? Kamen sie vielleicht mit Gletschern von anderen Meeren heruntergewandert?
Ich denke schon, dass die Natursteinplatten, die hier vor einigen Jahren verbaut wurden, aus der Gegend (Neustadt an der Weinstraße) stammen und dort in Steinbrüchen abgebaut wurden. Wie dem auch sei, die Vorstellung ist allemal faszinierend. Ich freue mich, dass du das ebenso siehst.