Ich hatte wieder einmal keinen Fotoapparat dabei, als ich ein sehr schönes Exemplar eines mir bis dahin unbekannten Pilzes am Waldrand inmitten einer ganzen Kolonie vorfand. Am nächsten Tag wollte ich das Foto nachholen und fand den Pilz mit einer schwarzen, aus einer teerartigen Masse bestehenden Krempe ausgestattet vor (oberes Foto). Über diese Entwicklung neugierig geworden suchte ich einige Tage später die Pilze nocheinmal auf und fand neben frischem Nachwuchs die anfangs bewunderten Pilze weitgehend in der schwarzen Masse aufgelöst vor.Dieser Schopftintling (nomen est omen) wächst zunächst in weiß-beiger Eiform heran (Vordergrund im unteren Foto), die sich dann in eine auf einem längeren Stiel sitzende Glocke verwandelt. Lange kann man sich allerdings nicht an dieser schönen Gestalt erfreuen. Die zunächst am unteren Rand auftretende Schwärzung verflüssigt den Pilz innerhalb kurzer Zeit vollständig.
Mit der Verflüssigung wird bezweckt, Sporen zu verbreiten, die in der Flüssigkeit enthalten sind. Unsere Fantasie reicht oft nicht so weit, um auf derartig abwegig erscheinende Ausbreitungsmethoden zu kommen, zumal die Sporen parallel dazu auch noch durch Luftbewegung auf die Reise geschickt werden.
Die Selbstauflösung (Autolyse) des Pilzes durch Verflüssigung wird nicht etwa durch Bakterien ausgelöst, sondern durch Enzyme, die bereits in der Pilzsubstanz erhalten sind. Es handelt sich also um eine Art programmierten Zelltod, der durch zellinterne Prozesse ausgelöst wird.
Das hat Verwandschaft mit Mimikry.
Es gibt bei Insekten ja auch Ähnliches: Als Nahrung für den Nachwuchs zu dienen z.B.
Vielen Dank für dieses schöne Beispiel!
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Auf jeden Fall hat der Vorgang etwas Demonstratives, wenn man an die auffällig schwarze Tinte denkt in die alles verfließt.
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Hat dann diese Tinte „noch einen Zweck“? Geschrieben wird damit im Tierreich sicher nicht 🙂
Ich denke, Transformationsvorgänge (damit auch den Tod eingeschlossen) sind eine eigene Art an Demonstration (und Kreativität), die man durchaus in einem Büchlein festhalten könnte.
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Ich denke auch, man nicht immer etwas hinter den Dingen etwas suchen, was dem menschlichen Zweckdenken entspricht. Wie du schon sagst, die besondere Art und Weise, einer so tiefgreifenden Transformation Gestalt und Originalität Ausdruck zu verleihen, ist doch schon ein bemerkenswertes Phänomen an sich.
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eine schöne zeitrafferische Illustration dessen, was ja bei jedem Alterungsprozess und Sterben vorsichgeht und was die moderne Medizin der Menschheit am liebsten austreiben würde. Wachse heran, schaffe Nachwuchs und stirb. Nur scheint hier der Vorgang in seinem Zeitablauf wie verhakt um den Sterbeprozess . Schon die jungen Pilze haben was Leichenhaftes an sich, und die Alten wirken wie der Tod selbst.
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Und wenn sie mal nichts Leichenhaftes an sich haben, wie etwa der schöne Fliegenpilz, besitzen sie zumindest die Potenz, Leichen zu produzieren.
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Der Ideenreichtum der Natur ist unerschöpflich
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Laut Wikipedia ist er sogar essbar „Der Schopftintling gilt jung – solange der Hut noch nicht ausgebreitet ist und die Lamellen noch weiß oder rosig sind – als guter Speisepilz. „
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Allein die Vorstellung, dass er sich in meinem Magen in diese schwarz-klebrige Masse verwandeln könnte, hält mich davon ab, ihn zu probieren.
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Wie interessant, ein wirklich hübscher Pilz, den ich so auch noch nie gesehen habe. Den programmierten Zelltod hat wohl alles Lebende in sich, nur dauert es manchmal zum Glück ein bisschen länger…
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Da „sieht“ man sprichwörtlich, wie wir auch mit den Augen (der Vorstellung) er-leben. Denn auch jedes andere (Gourmet) Gericht ver-wandelt sich im Magen. In diesm Sinn-Guten Appetit
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Da werden wir durch die Unsichtbarkeit unseres Körpers weitgehend geschützt.
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