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Marginalia, Physik im Alltag und Naturphänomene

Drehwuchs einer Lärche

Manche Bäume haben einen Drehwuchs. Ein solches verdrilltes Wachstum, das äußerlich durch eine spiralförmige Struktur des Stamms zu erkennen ist, kann die Standfestigkeit eines Baumes verbessern und tritt daher besonders in windreichen Standorten auf. Im vorliegenden Fall ist der Drehwuchs jedoch so stark, dass es den Baum spiralförmig gespalten und einen relativ tiefen Riss hervorgerufen hat.
Die durch den Riss getrennten Baumpartien sind eine Antwort auf die Verlängerung der äußeren Holzschichten infolge der Verdrillung. Sie wird zunächst durch eine Spannung im Stamm aufgefangen, was durch eine gewisse Elastizität des Materials ermöglicht wird. Wenn die Spannung nicht mehr durch rückwirkede Kräfte in den Fasern kompensiert werden kann, kommt es zu dem Riss, der sich im Extremfall der Verdrillung entsprechend von unten nach oben um den Baum herumwindet.
Der Riss ist eine ernste Verletzung des Baumes und ein Einfallstor für Schädlinge. Offenbar ist die hier abgebildete Lärche bereits stark geschädigt. Die übermäßige Zapfenproduktion sowie abgestorbene Äste sind ein deutliches Zeichen dafür. Bevor der Baum als Ganzes abstirbt, sollen noch möglichst zahlreiche „Nachkommen“ in die Welt gesetzt werden.
Holzwirtschaftlich gesehen gehört das Phänomen wie auch der schon früher beschriebene Wimmerwuchs zu den Holzfehlern.

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Diskussionen

13 Gedanken zu “Drehwuchs einer Lärche

  1. Hallo Joachim, neulich habe ich in der arte Mediathek zwei Beiträge über Bäume gesehen, leider finde ich sie nicht mehr. Es ging um eine Försterei in Göttingen und über ökologische, nachhaltige Holzkohle sowie wie man aus Bäumen im Wachstum Stühle formen kann. Es war sehr interessant und dein Beitrag passt bästens dazu.
    Einen schönen Wochenbeginn von Susanne

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    Verfasst von Susanne Haun | 8. Oktober 2018, 10:44
  2. Verletzungen zu schliessen zieht Kräfte ab, sodaß der Baum durchaus in anderer Hinsicht benachteiligt sein wird, etwa Blätter zu bilden.
    Die innewohnende Intelligenz lässt den Baum, wenn alles zu spät ist, sehr schön beschrieben, zu einer letzten Anstrengung „wachsen“: Eben der Weitergabe des Erbguts. Immerhin hat er so seinen Sinn erfüllt.

    Ein kranker Baum wird oft von seinen Nachbarn ein Stück „weitergetragen“ ( das beschreibt Wohlleben eindringlich). Immerhin ist er Teil eines (unterirdischen) Netztes und kann so einfach nicht fallengelassen werden.

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    Verfasst von kopfundgestalt | 8. Oktober 2018, 11:13
    • Ja, es ist merkwürdig, dass der Baum einerseits durch Drehwuchs stabilisiert wird und andererseits starke Einschränkungen bzw. Krankheiten riskiert. Vom Leben der Bäume und Pflanzen ganz allgemein wissen wir noch viel zu wenig. Die Forschung ist meiner Einschätzung nach noch ziemlich am Anfang.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 8. Oktober 2018, 12:32
      • Die Intelligenz der Pflanzen war einst eine Lachnummer. Ein amerikanischer Forscher in der Mitte des letzten Jahrhunderts riskierte damit seinen Ruf. Leider weiß ich seinen Namen nicht mehr.

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        Verfasst von kopfundgestalt | 8. Oktober 2018, 13:20
      • Die Vertreteter des jeweils herrschenden Wissenschaftsparadigmas (T.S. Kuhn) wehren sich stets vehement gegen neue Ideen, die den eigenen Überzeugungen entgegenstehen. Das ist immer so gewesen. Man denke nur an die Vertreter des Kopernikanischen Weltbildes. Die wurden sogar verfolgt und gefoltert. Das ist zum Glück heute nicht mehr so, obwohl lächerlich gemacht zu werden, auch schmerzhaft sein kann.

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        Verfasst von Joachim Schlichting | 8. Oktober 2018, 13:54
  3. Oh ja, zu viel, zu lang äußerem Unbill ausgesetzt zu sein und damit umgehen zu müssen – das macht auch in anderen Bereichen des Lebens nicht stark , sondern führt zu schweren Schäden. Eine sehr plastische Veranschaulichung.

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    Verfasst von ele21 | 8. Oktober 2018, 12:01
  4. Mit Weiden ginge das möbilieren um einige schneller 😉
    http://www.baumwunder.de/fotos/pflanzen/07_pflanzen_7.html

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    Verfasst von Malabar | 10. Oktober 2018, 18:11

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  1. Pingback: Ein Baum wie ein Alptraum | Die Welt physikalisch gesehen - 22. Februar 2019

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