Manche Bäume haben einen Drehwuchs. Ein solches verdrilltes Wachstum, das äußerlich durch eine spiralförmige Struktur des Stamms zu erkennen ist, kann die Standfestigkeit eines Baumes verbessern und tritt daher besonders in windreichen Standorten auf. Im vorliegenden Fall ist der Drehwuchs jedoch so stark, dass es den Baum spiralförmig gespalten und einen relativ tiefen Riss hervorgerufen hat.
Die durch den Riss getrennten Baumpartien sind eine Antwort auf die Verlängerung der äußeren Holzschichten infolge der Verdrillung. Sie wird zunächst durch eine Spannung im Stamm aufgefangen, was durch eine gewisse Elastizität des Materials ermöglicht wird. Wenn die Spannung nicht mehr durch rückwirkede Kräfte in den Fasern kompensiert werden kann, kommt es zu dem Riss, der sich im Extremfall der Verdrillung entsprechend von unten nach oben um den Baum herumwindet.
Der Riss ist eine ernste Verletzung des Baumes und ein Einfallstor für Schädlinge. Offenbar ist die hier abgebildete Lärche bereits stark geschädigt. Die übermäßige Zapfenproduktion sowie abgestorbene Äste sind ein deutliches Zeichen dafür. Bevor der Baum als Ganzes abstirbt, sollen noch möglichst zahlreiche „Nachkommen“ in die Welt gesetzt werden.
Holzwirtschaftlich gesehen gehört das Phänomen wie auch der schon früher beschriebene Wimmerwuchs zu den Holzfehlern.
Hallo Joachim, neulich habe ich in der arte Mediathek zwei Beiträge über Bäume gesehen, leider finde ich sie nicht mehr. Es ging um eine Försterei in Göttingen und über ökologische, nachhaltige Holzkohle sowie wie man aus Bäumen im Wachstum Stühle formen kann. Es war sehr interessant und dein Beitrag passt bästens dazu.
Einen schönen Wochenbeginn von Susanne
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Danke, liebe Susanne, für den Hinweis. Dass man gewisse Bäume von Anfang an so wachsen lassen kann, dass daraus zum Beispiel Stühle entstehen, ist zwar nachhaltig (weil kaum Abfall), aber natürlich langwierig, weil man einige Jahre warten muss. Würdest du einen so hergestellten Stuhl als Kunst bezeichnen? LG, Joachim.
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Lieber Joachim,
ich habe die Sendung gefunden! Sie war in der ZDF Mediathek: https://www.zdf.de/gesellschaft/plan-b/plan-b-die-waechter-der-baeume-100.html
Ja, ich würde einen so hergestellten Stuhl als Kunst betrachten. In der Doku wurde gesagt, dass so ein Stuhl 8 Jahre benötigt, um zu wachsen und um die 7.000 Euro kostet. Solch ein Stuhl ist zwar nachhaltig aber nicht für den durchschnittlich verdienenden Haushalt gedacht.
LG von Susanne
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…oder als Mensch-Natur-Kunstwerk, für das Liebhaber gerne etwas mehr bezahlen. Danke, liebe Susanne für den Link. LG, Joachim.
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Verletzungen zu schliessen zieht Kräfte ab, sodaß der Baum durchaus in anderer Hinsicht benachteiligt sein wird, etwa Blätter zu bilden.
Die innewohnende Intelligenz lässt den Baum, wenn alles zu spät ist, sehr schön beschrieben, zu einer letzten Anstrengung „wachsen“: Eben der Weitergabe des Erbguts. Immerhin hat er so seinen Sinn erfüllt.
Ein kranker Baum wird oft von seinen Nachbarn ein Stück „weitergetragen“ ( das beschreibt Wohlleben eindringlich). Immerhin ist er Teil eines (unterirdischen) Netztes und kann so einfach nicht fallengelassen werden.
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Ja, es ist merkwürdig, dass der Baum einerseits durch Drehwuchs stabilisiert wird und andererseits starke Einschränkungen bzw. Krankheiten riskiert. Vom Leben der Bäume und Pflanzen ganz allgemein wissen wir noch viel zu wenig. Die Forschung ist meiner Einschätzung nach noch ziemlich am Anfang.
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Die Intelligenz der Pflanzen war einst eine Lachnummer. Ein amerikanischer Forscher in der Mitte des letzten Jahrhunderts riskierte damit seinen Ruf. Leider weiß ich seinen Namen nicht mehr.
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Die Vertreteter des jeweils herrschenden Wissenschaftsparadigmas (T.S. Kuhn) wehren sich stets vehement gegen neue Ideen, die den eigenen Überzeugungen entgegenstehen. Das ist immer so gewesen. Man denke nur an die Vertreter des Kopernikanischen Weltbildes. Die wurden sogar verfolgt und gefoltert. Das ist zum Glück heute nicht mehr so, obwohl lächerlich gemacht zu werden, auch schmerzhaft sein kann.
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Oh ja, zu viel, zu lang äußerem Unbill ausgesetzt zu sein und damit umgehen zu müssen – das macht auch in anderen Bereichen des Lebens nicht stark , sondern führt zu schweren Schäden. Eine sehr plastische Veranschaulichung.
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Das ist dann sozusagen der metaphorische Mehrwert.
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Mit Weiden ginge das möbilieren um einige schneller 😉
http://www.baumwunder.de/fotos/pflanzen/07_pflanzen_7.html
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Naja, aber damit kriegt man nur so Korbstühle u.ä. hin. Bei dickeren Durchmessern lassen sich die Weiden nicht mehr um 90° u.ä. biegen.
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