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Marginalia, Strukturbildung, Selbstorganisation & Chaos

Blätter sind auch nur Menschen

Kein Mensch gleicht dem anderen. Das könnte man mutatis mutandis auch für abgeworfene Blätter sagen. Wie die Menschen lieben auch sie die Gesellschaft und tun sich zu größeren Ansammlungen zusammen. Anders als der Mensch, der dazu meist einen fahrbaren Untersatz benötigt, nutzen sie den Wind. Natürlich gibt es immer einige einsame Wölfe, die sich abseits der großen Masse halten.

Man kann die Sache aber auch physikalisch betrachten und in der Akkumulation die Wirkung eines von Freeman Dyson so genannten „hangups“ sehen (Dyson, F. J.: Energy in the universe. Sci. Am. 225/2, 51(1971)). Demnach wohnt der Welt, dem Kosmos, ein Prinzip inne, wonach bewegte Objekte dazu tendieren, sich ineinander zu „verhaken“. Man denke beispielsweise nur an den Hund, der mit seiner Leine losrennt und sich damit an einem Strauch verfängt. Oder man nehme die Staubteilchen, die sich zu Wollmäusen zusammenfinden, was allerdings erst dann so richtig sichtbar wird, wenn man sie einige Zeit gewähren lässt.
Dyson sieht die Sache natürlich fundamentaler: So wären nach ihm beispielsweise die Planeten schon lange in die Sonne gestürzt, wenn sie nicht vom hangup der Rotation dazu gewungen wären, vorher noch einige Milliarden Jahre die Sonne zu umkreisen.

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Diskussionen

4 Gedanken zu “Blätter sind auch nur Menschen

  1. 🙂

    Gefällt 1 Person

    Verfasst von gkazakou | 11. Oktober 2018, 00:38
  2. Das ist ein schöner Artikel.
    Dieses Prinzip „hangups“ ist vielleicht ähnlich wie die Tendenz der „Materie“ hin zu Komplexen. Man hat sich ja gefragt, woher es von Anfang an kam, daß sich Dinge verbinden, organisieren, komplexer wurden. Es solle chemische Gründe dafür geben, las ich irgendwo. Es sei fast zwingend, daß „Intelligenz“ entstünde. Das hatte ich schon vor vielleicht 40 Jahren irgendwo aufgeschnappt. (Sachbücher lese ich erst seit vielleicht 5 Jahren).
    Daß sich auf der Urerde Fettbläschen bildeten und dann diese Grundbausteine des Lebens aufnehmen, ist schon Magie für sich. Aber wenn man dann weiß, daß die Teilung einer Zelle im Prinzip durch reine Selbstorganisation (Min-Proteine) geschieht, dann beginnt sich der Kreis dann doch allmählich zu schliessen, der auf eine Grundtendenz hinweisst.

    Noch ein Scherz am Rande: Dyson ist auch ein Staubsauger-Produkt, das ich zuhause verwende.

    Gefällt 1 Person

    Verfasst von kopfundgestalt | 11. Oktober 2018, 11:51
    • Soweit ich informiert bin, gibt es in den Naturwissenschaften außer den Äußerungen von Dyson kein ernst zu nehmendes Prinzip, das diese „hangup-Tendenz“ zum Gegenstand hat. Das Entropieprinzip, dessen strukturbildende Tendenz ebenfalls meist übersehen wird, reicht m.E. dazu nicht aus. Es enthält – wie das Entropieprinzip übrigens auch eine Tendenz hin zum Komplexen.
      Ich kenne die Firma Dyson, habe aber merkwürdigerweise bislang nie die Verbindung zum Physiker Dyson gezogen.

      Gefällt 1 Person

      Verfasst von Joachim Schlichting | 11. Oktober 2018, 13:06

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  1. Pingback: Staubflusen und Wollmäuse – Wesen komplexer Verhakungen (hangups) | Die Welt physikalisch gesehen - 13. Dezember 2018

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