Ich zeigte einmal einer Gesellschaft, die wenig oder nichts von Astronomie wußte, den zunehmenden Mond durch ein Fernrohr, das stark vergrößerte. Verschiedene darunter fragten, ob nicht Tropfen auf dem Glase hingen? Die Flecken im Monde haben in den Vierteln wirklich einige Ähnlichkeit mit Regentropfen an einer Fensterscheibe, in denen sich etwa die gegenüberstehenden Häuser dunkel und der Himmel hell darstellt.
Georg Christoph Lichtenberg (1742 -1799)
Vergleicht man die Aufnahme des Mondes mit einer von Wassertropfen besprenkelten Scheibe (siehe Foto), so ist die Ähnlichkeit nicht sehr offensichtlich. Ich vermute mal, dass zur Zeit Lichtenbergs sowohl der Mond in den damaligen Ferngläsern nicht ganz so scharf zu sehen war und auch die Tropfen auf den Fensterscheiben etwas diffuser gewesen sein müssten.
Spannend an dieser Fotografie ist ja auch, daß die Tropfen je nach Position andere Bilder zeigen. Hättest ja auch, wenn Du verwirren wolltest, einen Tropfen austauschen können. 🙂
Dir scheint es in deinem Post auch um die Qualia zu gehen. Oder?!
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Ich glaube einen Austausch von Tropfen auf dem Foto hätte wohl keiner bemerkt. Denn da der Informationsgehalt sich kaum ändert und ohnehin eher die Tatsache, dass überhaupt etwas abgebildet wird, im Vordergrund steht, wäre man gar nicht auf die Idee gekommen, die optische Stimmigkeit zu überprüfen.
Ja, es geht auch um die Qualia, indem ich mich frage, warum man zur Zeit Lichtenbergs zu dieser Ähnlichkeit gekommen ist. Ich meine, dass es nicht unbedingt mit anderen Bewusstseinszuständen der Menschen jener Zeit zu tun hat (was auch denkbar wäre); die Qualität von Fernrohr und Wassertropfen auf den Scheiben reicht bereits aus, um den Unterschied zu erklären.
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Ich denke, du hebst auch drauf ab, daß man aufgrund fehlender Hilfsmittel Analogien gesehen hat, wo keine waren.
Heutzutage schaut man in der Regel genauer hin. Eine Hypothese muß kristallklar und immer wieder durch Experimente belegt werden, solange, bis kein Gegenargument mehr greifen kann.
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Ich denke Lichtenberg wollte auch ein wenig die Differenz zwischen dem Augenschein (der ja durch vertraute Bilder (Tropfen auf der Linse) geprägt ist) und der für damalige Laien noch schwer zu realisierenden Vorstellung des Mondes als stark zerklüftete „Landschaft“ verdeutlichen.
Das mit dem genauen Hinsehen ist so eine Sache. Denn was man sieht, hängt ja nicht nur davon ab, worauf man blickt, sondern auch davon worauf zu sehen uns unsere visuell-begriffliche Erfahrung gelehrt hat (so etwa hat T.S. Kuhn das ausgedrückt). Ich glaube, dass die Wissenschaftler früher auch „genau“ hingesehen haben, aber man sah anderes als man heute sieht.
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Schon klar.
T.S. Kuhn erwähnst Du immer wieder. Muß mal nachschauen, was es von ihm gibt.
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