Die Sonne war prachtvoll untergegangen, und das schönste Abendrot zog lieblich hintennach. »Wenn ich ein Landschaftsmaler wäre,« rief Demetri, »ich malte ein ganzes Jahr weiter nichts als Lüfte, und besonders Sonnenuntergänge. Welch ein Zauber, welche unendliche Melodien von Licht und Dunkel, und Wolkenformen und heiterm Blau! Es ist die Poesie der Natur. Gebirge, Schlösser, Paläste, Lusthaine, immer neue Feuerwerke von Lichtstrahlen, Riesen, Krieg und Streit, flammende Schweife wechseln mit neuen Reizen ab, wenn das Gestirn des Tages in Brand und Gluten untersinkt. Aber leider mit eurem Licht in der Malerei sieht es übel aus!«
»Und was man davon malen kann,« fuhr ich fort, »dauert nur wenig Momente; die glücklichste Phantasie und Empfindung gehört dazu, es aufzubewahren,
nach Hause zu tragen, und wunderbare Kunst, es täuschend langsam hinzupinseln.«
Heinse: Ardinghello und die glückseligen Inseln. Stuttgart 1986
ich weiß shon, warum ich nicht versuche, mit der Natur zu konkurrieren.
LikeGefällt 1 Person
Du berührst da die ewig ungelöste Frage nach dem Verhältnis von Naturschönem und Kunstschönem.
LikeLike
So bleibt nur, die Kunst aus dem Gedächtnis zu erschaffen um das Momentum malerisch zu konservieren. Die alten Meister haben diese Kunst beherrscht!
Maurice Sapiro ist zum Beispiel ein Meister dieser Kunst.
https://mauricesapiro.com/
Ich bewundere sein Können, wie er mit dem Licht spielt!
Liebe Grüße Babsi
LikeGefällt 1 Person
Danke für den tollen Hinweis. Sapiros Kunst kannte ich vorher nicht. Sie erinnert in mancher Hinsicht an Turner, der sehr virtuos und eindrucksvoll das Licht in seinen Werken zur Geltung brachte. Liebe Grüße, Joachim.
LikeLike
es täuschend langsam hinzupinseln…
Die alten Meister dachten tatsächlich an so etwas. Ich kenne auch eine Frau, die tatsächlich Jahre veranschlagt für je eines ihrer Gemälde.
Anders Hrdlicka, der auch mal an einem Tag eine 2 m hohe Steinskizze (!) heraushaute.:-)
LikeGefällt 1 Person
Beide Extreme sind bewundernswert, aber nicht unbedingt ein Merkmal für die Qualität der Kunst.
LikeGefällt 1 Person
Ja natürlich!
Hrdlicka hat mich aber mächtig beeindruckt – so rauh, scheinbar ungeschliffen wirken seine Arbeiten auf mich.
LikeGefällt 1 Person