Goldmond brennt auf am Festungsturm; in Märchenfernen reist ein Sturm, zaust und zaubert. Ich trage Krüge weinbelaubt; der Wein schwatzt innen laut. Mond reitet na mit Söldnerstern: das rasche Heer verbirgt sich gern hoch in Wolken. Die wilde Wolkeninsel steht mit Pässen, die kein Mensch begeht, und schroffen Silberklippen. Mond landet im Wacholdermeer; die kleine Stadt schläft hell und leer hoch im Bergland. Ich steige leicht wie Wind empor, zum Wolkenwald durch Wolkentor; weiß nicht, wie meine Spur verlor. Ich wandre mit der Wolke. – –*
Der Mond eilt durch die Wolken. Dabei ist er mal zu sehen, mal verschwindet er, doch meistens sieht man nur den Schein seines von der Sonne geliehenen Lichts an den Brandungsrändern der Wolken aufflammen. Er eilt und kommt doch nicht von der Stelle. Warum ist es so schwierig, den Mond in Ruhe und die Wolken bewegt zu sehen? Vermutlich, weil die Wolken ein Meer bilden, in das der Mond eingetaucht zu sein scheint, wie ein Schiff in der Brandung.
*Arno Schmidt. Alexander oder Was ist Wahrheit. Frankfurt 1975.
Sehr schön! Mir scheint, der Mond ist in dem Wesen,das ich vor kurzen gepostet habe, zur Ruhe gekommen, die Wolken auch. Da begehen sie viele Menschen, aber Mitreisen geht leider nicht mehr. https://gerdakazakou.com/2018/12/22/hab-acht-auf-die-gassen/
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Ruhe und Bewegung sind relativ. Die meisten Menschen huschen doch über diese erdgebundenen Wesen so schnell hinweg, dass sie gar nicht erst in die Augen kommen, geschweige denn in den Sinn.
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Ein sehr schöner Text, der viele Elemente alter Sagen andeutet. Besonders angetan hat mir aber der Satz, der so schön lautmalerisch das Geräusch des in der vermutlich nah beim Körper getragenen Kanne schwappenden Weines beschreibt „der Wein schwatzt innen laut“ – der die Verbindung zwischen der Ferne und dem Menschen herstellt.
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Das finde ich auch. Arno Schmidt ist ein Wort- und Klangkünstler.
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Das ist seine Bestimmung, eingetaucht zu sein in irdische „Dünste“. Heute dürfte Vollmond sein. Gestern schien noch etwas am vollen Rund zu fehlen.
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Wenn ich heute aus dem Fenster schaue, werde ich den Vollmond wohl kaum zu Gesicht zu bekommen. Zum Glück kann man berechnen, dass heute Vollmond ist – oder im Kalender nachschauen. Da ist dann ein weißer Kreis zu sehen.
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Seit einigen Jahren schon bekomme ich einige Tage zuvor schon eine detaillierte Nachricht, die genaue Zeit, begleitet von ein paar Worten und einer Liste der Zeiten auf anderen Orten der Welt, weil ich mich mal auf der Seite https://www.vollmond.info/ eingetragen habe. Heute: Samstag * 22. Dezember 2018 * 18:48:35 Uhr MEZ, aber zu sehen sein wird er hier wohl auch gar nicht, der Mond.
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Wat nich allens gift.
Manchmal muss man sich darauf beschränken, den Mond zu ahnen.
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So mutt dat hen un weer genog sin. 🙂
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jo.🙂
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