Zunächst die Feststellung, dass ich meiner Erinnerung nach die Farben so gesehen habe, wie sie in diesem unbearbeiteten Bild erscheinen. Ich würde also sagen, wenn der Weißabgleich das Ziel verfolgt, die Sinneseindrücke des Auges möglichst getreu wiederzugeben, dann ist es hier gelungen.
Jemand anders, der das Gebäude ebenfalls gesehen hatte, glaubte sich jedoch zu erinnern, dass es makellos weiß gewesen sei und das Foto die Farben nicht korrekt wiedergebe. Ich lass das mal so stehen. Fakt ist jedoch, dass das Gebäude an den Stellen blau erscheint, an die vorwiegend Himmelslicht hinkommt. Das ist insbesondere an den senkrechten Wänden der Fall. In den unteren Bereichen der Fensternischen ist die Blautönung besonders dunkel, weil sie im Schatten liegen und nahezu jegliche Aufhellung aus anderen Lichtquellen fehlt. Die oberen Bereiche der Nischen reflektieren diffus vor allem Licht das von unten kommt, vom Straßenpflaster u.Ä., Mischlicht also, das alle Farben enthält und daher eigentlich weiß bzw. grau sein müsste. Da unser visuelles System aber bereits bemüht ist die blauen Wände als weiß anzusehen, verschiebt sich das Spektrum der anderen Farben durch chromatische Adaptation in den Bereich der zu Blau komplementären Farben, also in Richtung Gelborange.
Ich bin rotgrünblind. mich hättest Du nicht fragen können. 😦
Die Frage daher: Ist jeder normalerweise gleich ausgestattet?
Meine Frau sieht eine Unmenge an Farbschattierungen, sieht auch genau die Zusammensetzung einer Mischfarbe.
Ich glaube, sie ist da extrem gut.
Die Verschiebungen und Modifikationen, die ein Auge unternimmt, sind mir bewusst. Der Rechner im Kopf ist eben ständig aktiv und tut, was er nicht lassen kann.
Davon abgesehen ist das ein edles Foto, ganz nach meinem Gusto. In der Kunst wäre das neue Sachlichkeit, nicht wahr? Meine Möbiusbänder aus Papier wiesen ähnlich feine Töne auf. Was Zufall und Glück war.
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Wenn ich ehrlich bin, war es auch primär der künstlerische Aspekt, der mich auf den Auslöser drücken ließ. Erst später kamen die physikalischen Erkenntnisse, als ich nach den Ursache danach suchte.
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ist das Orange eine Folge der Adaptation durch unser visuelles System – oder ist dieser Teil des Fensters tatsächlich orange eingefärbt – so wie der untere Teil blau?
Das frage ich mich. Denn wie du weißt, benutze ich bei meinen Fotos von Zeichnungen oft den Trick, die farbtöne, die auf der ungleichmäßig ausgeleuchteten weißen Fläche des Papiers erscheinen, zu verstärken. Und da leuchtet mir dann ein kräftiges Blau und ein ebenso kräftiges Orange entgegen.
Weiß ist offenbar die Lokalfarbe der Wand, und was sind die Einfärbungen? Reflexionen der Umgebung mit ihren jeweiligen Lokalfarben oder Brechung des weißen Lichts in die Komplementärfarben Blau und Orange mit allen Zwischentönen? Ich schau jetzt mal, was du evtl schon früher dazu geschrieben hast.
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Ich hole mal ein wenig aus. Eine weiße Wand, also eine solche, die objektiv weißes Licht diffus reflektiert, wenn sie von weißem Licht (z.B. Sonnenlicht bei hoher Sonne) angestrahlt wird, erscheint objektiv in der Farbe, in der sie angestrahlt wird: also blau, wenn der blaue Himmel die Lichtquelle… Das sehen wir subjektiv oft anders, weil unser visuelles System dazu neigt, als überwiegende Farbe weiß zu sehen. Daher merken wir an einem schönen Sommertag in südlichen Ländern mit weiß getünchten Wänden gar nicht, dass die Wände objektiv einen leichten Blauton haben.
Deine Frage würde ich daher so beantworten, dass wir auf dem Foto weitgehend die objektiven Farben in den Fensternischen sehen. Lichtbrechung mit Dispersion in Spektralfarbe ist hier nicht im Spiel. In meinem Blog zu suchen, ist sehr mühselig, da eine Systematik ja nicht zu antizipieren war.
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Herzlichen Dank.Ich hab ein wenig bei dir und im web nachgelesen, da erfuhr ich u.a. einiges über die Art, wie in Kameras der Farbausgleich entsprechend unseren Sehgewohnheiten stattfindet. Obgleich ich mich schon so manches Mal mit Farbtheorien befasst habe, bin ich leider weit davon entfernt, den ganzen Komplex der Erzeugung und Wahrnehmung von Farben zu überschauen oder gar zu verstehen. Immer spukt auch in meinem Hirn die Auseinandersetzung zwischen Goethe und Newton herum. Ferner die vielen Farbtheorien von Malern, zB Klee, der von einem Grau im Zentrum des Farbkreises ausging.
Viele Erklärungen, die ich so finde, scheinen mir eher technisch-praktisch als wesentlich zu sein.
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