Auch im Winter können die Rosen etwas von sich hermachen. Die Hagebutten, die die Nüsschen der Rosen enthalten, strahlen in einem ebenso schönen Rot wie die Rose im Sommer. Besonders wirkungsvoll kommen sie hier zum Ausdruck, weil sie sich mit einem Schneehäubchen geschmückt und damit meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben.
Die Natur ist Übermaß. Sie ist über dem Durchschnitt. Eine einzelne Hagebutte platzt in Lobeshymnen. Was tun mit Regen, mit Schnee, mit Graupel, mit Blättern, mit Kometen, mit Hagel, mit Blitz, mit Apfeln, Pfirsichen und Pflaumen, damit, daß die Natur ihren Überfluß von sich schüttelt, die schwerkraftsbegeisterten Objekte, die sich über meinem Kopf ergießen.
Jeannette Winterson (*1959). Kunst und Lügen
Die Natur ist Übermaß – das ist sicherlich jedem Naturbeobachter geläufig.
Sehr oft trifft man auf Phänomene, bei denen man sich fragt: Wieso soviel Glanz? Wieso soviel Aufwand? Wieso soviel Rafinesse? Wieso soviel Intelligenz, solch Reichtum, solch flirrende Schönheit?
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Und dennoch ist es letztlich der Mensch, der es so sieht.
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Es gibt doch einfache Systeme – und ungeheuer komplexe. Ist da eigentlich kein Unterschied zu benennen? Oder ist die Organisation in der Natur letztlich der Ausdruck einfacher Prinzipien, willst Du sagen?
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Die einfachen Prinzipien der Physik treten im Bereich des Lebendigen in äußerst komplexen Zusammenhängen auf. Dadurch sind auch die Forschungsaufgaben entsprechend komplex. Ein anderer Aspekt ist die Frage, wo man die Systemgrenzen zieht. Da beispielsweise Lebewesen ohne die Atmosphäre, den Boden etc. nicht lebensfähig wären, können durch ihre isolierte Betrachtung auch nur entsprechend beschränkte Ergebnisse erzielt werden. Andererseits muss man solche Grenzen ziehen, weil sonst das ganze Weltall mit einzubeziehen wäre. Denn die Lebewesen auf der Erde bestehen letztlich aus Sternenstaub, der – wegen der höheren Elemente – ein Weltall von ca. 13 Milliarden Jahren voraussetzt.
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Es gibt ja auch die These, daß wir nur deshalb als Säugetiere so bedeutend wurden, weil dunkle Materie einst einen Kometen des Sonnensystems massiv ablenkte und ihn zu den Sauriern auf der Erde schickte…
Mit den Grenzen ist es ja auch so rein in der Biologie: Wir sind Metaorganismen. alleine schon durch die Mikroben, aus denen wir zum großen Teil bestehen und deren Gene miteinzubeziehen wären, ins Metagenom. Dann natürlich auch in unserer geistigen Existenz – ohne Teil eines Systems, mit all den Wechselwirkungen, zu sein, können wir nicht denken.
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Die Kosmologie ist in dieser Frage natürlich sehr spekulativ.
Und dann gibt es da noch die Gaia-Hypothese, wonach u.a. die Menschen für Erde so etwas sind wie die Zellen für den Menschen.
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Ja, Gaia.
Die Erde kann natürlich als Organismus gesehen werden.
Ich würde nur zu gerne erfahren, ob sich der geschundene Planet durchwursteln kann – mit den Menschen drauf, meine ich.
Mittlerweile glaube ich das eigentlich schon.
Es gibt viele Initiativen, auch geldeinbringende neue Techniken – auf spirituelles Wachsen, was einst die Idee zur Rettung war (und noch ist) brauchen wir m.E. jedenfalls nicht zu warten.
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Leider haben Gaias Mikroben überhand genommen. Aber ich denke auch, dass sie sich davon wird erholen können – mit oder ohne (bzw. mit viel weniger) Menschen.
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In der Natur hat aber das Übermaß einen Sinn!
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Das stimmt. Und wenn man den Menschen mit einbezieht, gilt es umso mehr.
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Wunderschön ist dieses Übermaß, lieber Joachim!
Herzliche Grüße
Ulli
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