Man sieht sehr häufig unrecht tun,
doch selten öfter als den Schuhn.
Man weiß, daß sie nach ewgen Normen
die Form der Füße treu umformen.
Die Sohlen scheinen auszuschweifen,
bis sie am Ballen sich begreifen.
Ein jeder merkt: es ist ein Paar.
Nur Mägden wird dies niemals klar.
Sie setzen Stiefel (wo auch immer)
einander abgekehrt vors Zimmer.
Was müssen solche Schuhe leiden!
Sie sind so fleißig, so bescheiden;
sie wollen nichts auf dieser Welt,
als daß man sie zusammen stellt,
nicht auseinanderstrebend wie
das unvernünftig blöde Vieh!
O Ihr Marie, Sophie, Therese –
der Satan wird euch einst, der böse
die Stiefel anziehn, wenn es heißt,
hinweg zu gehn als seliger Geist!
Dann werdet ihr voll Wehgeheule
das Schicksal teilen jener Eule,
die, als zwei Hasen nach sie flog,
und plötzlich jeder seitwärts bog,
der eine links, der andre rechts,
zerriß (im Eifer des Gefechts)!
Wie Puppen, mitten durchgesägte,
so werdet ihr alsdann, ihr Mägde,
bei Engeln halb und halb bei Teufeln
von niegestillten Tränen träufeln,
der Hölle ein willkommner Spott
und peinlich selbst dem lieben Gott.
Christian Morgenstern (1871 – 1914)
Auf dieses Gedicht Morgensterns bin ich bei meinen Recherchen zur Physik der Schuhe gestoßen. Dabei zeigte sich außerdem, dass die Schuhe nicht nur praktisch sind – man denke nur daran, was das Leben ohne Schuhe wäre-, sondern auch in wirtschaftlicher, modischer, fetischistischer … Hinsicht von Bedeutung sind. Sogar physikalisch weisen sie einige interessante Aspekte auf, von denen einige bereits beschrieben wurden und andere in Arbeit sind und demnächst zur Diskussion gestellt werden.
Haha. Ich denke, bevor es ans Zerreissen geht, entscheidet eine Instanz, wem zu folgen sei.
Es gibt ja die Barfußläufergemeinde, ich weiß nicht wie lange schon. Probiert habe ich das nie, obwohl es mir sympathisch war. Man macht das als gewöhnlicher Mensch gerne am Strand.
Die neuen (profanen) Barfüßer ist immerhin eine gewisse Leidensfähigkeit zuzubilligen. In meinem Umfeld gibt es auch einen, dessen Anblick jetzt im Winter bei mir eine Art Mitleiden auslöst. Am südlichen Strand insbesondere am Saum des Meeres sieht es natürlich ganz anders aus.
Wie man die Füße „kleidet“, so läuft man …
Lieber Joachim, vor ca. 4 Jahren habe ich in Hamburg eine Serie von Füßen in ihrem Schuhwerk gemacht, nur wenige waren dabei, die ich gute Schuhe genannt hätte. Es scheint, dass sie, wie die Füße selbst, nicht so wertgeschätzt werden, wie sie müssten, schleßlich tragen sie uns durch unser Leben.
Danke auch für das Gedicht.
Herzliche Grüße
Ulli
Liebe Ulli,
da ich gerne zu Fuß bin weiß ich Schuhe zu schätzen insbesondere die so gut passenden, die man beim Gehen kaum bemerkt. Fasziniert bin ich auch von den Schnürungen, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet haben. Sie verbinden oft Einfachheit, Zweckdienlichkeit und Eleganz. Leider werden in der Praxis meist nur zwei Schnürungen benutzt. Dabei gibt viele weitere, die man ebenfalls zur Abwechslung nutzen könnte – aber wer nimmt schon die Schnürungen wahr.
Ist deine Fußserie noch visuell zugänglich? Die Erwähnung hat mich neugierig gemacht.
Liebe Grüße,
Joachim.
Leider nicht mehr, ich hatte sie mal als Galerie in meinem Blog, habe sie dann aber irgendwann rausgenommen, ich schaue aber gerne einmal, ob es noch einen Beitrag dazu gibt.
Schnürungen kenne ich auch nur zwei … jetzt hast du mich neugierig gemacht.
herzlichst, Ulli
Mach dir bitte keine Umstände. Hätte ja sein können, dass du noch etwas zur Hand gehabt hättest. Liebe Grüße, Joachim.
einmal: https://cafeweltenall.wordpress.com/2013/08/15/faszination-schuhe-fascination-shoes/
zweitens: die Geschichte von den Gummistiefeln https://cafeweltenall.wordpress.com/2016/07/18/die-geschichte-von-den-gummistiefeln/
drittens: https://cafeweltenall.wordpress.com/2013/09/28/back-home-oder-eine-jede-wanderschaft-geht-einmal-zuende/
viertens:https://cafeweltenall.wordpress.com/2013/11/06/shoes-are-made-for-walking-and-this-one-too/
Ja, das war diese Phase, aber den eigentlichen Beitrag finde ich nicht – sorry.
Liebe Ulli,
sehr schön, wie du das Thema aus immer wieder neuen Perspektiven einkreist.
Obwohl die Posts schon Jahre zurückliegen wirken sie nicht anachronistisch. Deshalb habe ich meine Kommentare vor Ort platziert. Vielen Dank für deine Mühe.
Herzlichen Gruß, Joachim.
Lieber Joachim, mir hat das Freude gemacht alle diese Bilder wieder einmal selbst anzuschauen, das Thema ist etwas ins Hintertreffen geraten. Ich sollte mich mal wieder in eine Fußgängerzone hocken, muss ja nicht immer Hamburg sein, Basel oder Freiburg tun es bestimmt auch.
Danke für dein Mitgehen und all dein Schauen und Kommentieren.
Liebe Grüße
Ulli