Asymmetrie ist, ihren kunstsprachlichen Valeurs nach, nur in Relation auf Symmetrie zu begreifen.*
Diese Aussage ist durchaus auf die Physik zu übertragen, wenn man sich klarmacht, dass Symmetriebrüche erst in Bezug auf die Symmetrie begriffen werden können: Ohne Symmetrie kein Symmetriebruch.
Dass Kunst und Physik gerade was die Symmetrie betrifft zusammenhängen, hat der Physiker Hermann Weyl (1885 – 1955), u. A. Autor eines klassischen Werks über Symmetrie, folgenderamßen auf den Punkt gebracht:
Bei meiner Arbeit habe ich immer versucht, das Wahre mit dem Schönen in Einklang zu bringen; aber wenn ich mich für eines von beiden zu entscheiden hatte, dann habe ich gewöhnlich das Schöne gewählt.
Als ich vor einiger Zeit im Hafen von Greetsiel einen malerischen Krabbenkutter vor Augen hatte, lud er mich förmlich dazu ein, ihn aus einer Perspektive zu betrachten und anschließend zu fotografieren, die gleich mehrere Symmetriebrüche offenbart. Irgendwie wurde die Aussage Adornos dadurch für mich ein wenig konkreter.
*Theodor W.Adorno: Ästhetische Theorie. Frankfurt 1970
Die Schönheit der natürlichen Symmetriebrüche würde einem wohl richtig bewusst, wenn man das Bild an der Mittelachse durchschneidet und spiegelt. Wäre es dann noch schön?
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Das ist auch für mich ein entscheidender Test. Ich habe das Gefühl, dass die Beschattung, die dann ja wegfallen würde, ein wesentliches Element des ästhetischen Empfindens ausmacht. Würde man umgekehrt, die Schattenseite spiegeln, bliebe von der „Schönheit“ kaum noch etwas übrig. Wenn ich mal etwas Zeit übrig habe, werde ich das mal mit Photoshop (subjektiv) testen.
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Da fragt man sich: Was ist schöner? Die Spiegelung oder der Kutter? Wohl das erstere.
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Das denke ich auch. Der Kutter ist zwar kein Allerweltsobjekt und gibt dem Foto eine spezielle Note, aber zur Schönheit an sich trägt er kaum bei. Ich habe einige Fotos im Hafen von Greetsiel gemacht, aber stelle gerade fest, dass kein Kutter in normaler Touristenposition dabei ist. Warum wohl?
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Weil dich die Wirkung des Lichts mehr interessiert.
Die Sonne wird verlängt, durch die sachten Wellen.
Die Mittellinie ist etwas geneigt, und zwar durchgängig, in einer Geraden, wo ich doch eine Brechung dieser Geraden an der Wasseroberfläche erwartet hätte.
Ebenso irritierend ist die Wölbung des Bauchs, die sich eigentlich als aufgerichtetes weites M präsentieren sollte. Aber es ist ein Mund entstanden.
Es gab mal ein Kunstprojekt: Große Fotos von Models, so etwa 2,50 m hoch.
Aus diesere Distanz wirkten die Gesichter keinesfalls schön, sie waren fast entseelt. Material.
Desweiteren weiß man, daß völlig symmetrische Gesichter Irritation auslösen können.
Bei einem Portrait aus dem Spiegel heraus, das machte ich einige Male, stellt man eine andere Person dar. Ich werde demnächst eines diesere Portraits veröffentlichen. Es zeigt ja nicht mich 🙂
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Meine Anmerkungen zu deinen zumindest implizit in deinem Kommentar angesprochenen Fragen, gebe ich hier nacheinander ohne verbindenden Text:
Wenn man gerade auf die Mittellinie schaut tritt allein schon aus Symmetriegründen keine Brechung in Form einer Ablenkung von der Geraden auf. Denn in welche Richtung sollte sie sich neigen, da doch keine von beiden bevorzugt ist?
Bist du sicher, dass du auf die tatsächliche Symmetrieachse zwischen Wasser und Boot schaust? Sie verläuft zwischen den beiden roten Streifen.
In der Tat, aus dem Spiegel schaut dir eine andere Person entgegen, als die die deine Mitmenschen sehen. Wenn man einen anderen bekannten Menschen im Spiegel sieht, empfindet man das Gesicht (vor allem bei stark unsymmetrischen Gesichtern) als fremd und schreibt dies meist einer wie auch immer vorhandenen Verfälschung des Spiegels zu.🙂
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Zu der mittleren Antwort:
Man erwartet einen Bauch des Rumpfes. Aber da nur eine schwache Krümmung des Bootskörpers bis zur Wasserlinie auftritt, kann auch kein „M“ oder Doppelklammer entstehen oder wirklich nur eine schwache Variante davon.
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Okay.
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